Welche Tiere genau von Futter und Wasser profitieren, man weiß es ja nicht. Es gibt einen Igel, der sich unters Vogelhaus setzt, abends, und die heruntergefallenen Haferflocken frisst – oder doch die Schnecken, die er vielleicht dort findet?
Die Schnecke ist ein Lieblingstier von Issa, hier eins seiner Haikus in der Übersetzung von Géza S. Dombrady.
Kleine Schnecke!
Musst du denn den Fuji besteigen?
Dann aber ganz langsam!
Die Wasserschale wird von Spatz, Meise, Specht, Star, Taube und Krähe besucht, Eichelhäher nicht zu vergessen, Bienen setzen sich auf den Rand und neigen sich ganz hinein, fliegen dann zurück zur Hortensie, summender Hut auf dem zugewachsenen Schuppen.
In Brasilien verschlimmert sich die Lage für Mensch und Natur (ein Ganzes) unter der Regierung des rechtsradikalen (Noch-) Machthabers in beängstigender Weise. Sachwalter der indigenen Bevölkerung ‚verschwinden‘, zuletzt der Journalist Dom Phillips und sein Mitstreiter Bruno Pereira. Unbekümmert wird das Paradies zerstört, um die Hölle zu schaffen. Viele Wege führen darauf zu und werden rüstig beschritten.
Im Kleinen geschieht auch Gutes, s. hier.
Zwei Musiken: Das Tyshawn Sorey Trio (Tyshawn Sorey, dr, Aaron Diehl, p, Matt Brewer, b) mit einer Komposition von Muhal Richard Abrams, Two Over One, ein friedliches Stück, das an John Coltrane (vor seiner späten Free Jazz-Phase) erinnert.
https://tyshawn-sorey.bandcamp.com/album/mesmerism
Und das Marta Sánchez Quintet aus New York mit dem zweiten Stück aus SAAM (Spanish American Art Museum), eine der besten Jazz-Veröffentlichungen des Jahres. (Ebenfalls top: Partenika (2015), Danza Imposible (2017), El Rayo de Luz (2019).)
Die Band besteht aus Marta Sánchez, p & comp, Alex LoRe, as, Román Filiú, ts, Rashaan Carter, b, Allan Mednard, dr.
Nächsten Monat geht’s auf Reisen, erst nach Bonn, zu einem nachgeholten 65. Geburtstag, möglicherweise auch einer Emeritierung, dann nach Limoges und Aubusson (und, voraussichtlich, Brest).
Wer wird denn aus seinen universitären Pflichten entlassen? Wie hieß noch jener Professor, der damals sagte: „Die ‚Ästhetische Theorie‘, die muss ich auch mal wieder lesen“? Geier? Geyer?
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Paul Geyer.
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An den Spruch erinnere ich mich dunkel, jetzt wo Du’s erwähnst. Passt auch, er hatte für die Kritische Theorie viel übrig.
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Ist das der in Frage stehende Abgänger in spe?
Fast rührend, über die damaligen Verhältnisse heute nachzudenken.
Oder?
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Die damaligen Verhältnisse – das ist ein weites Feld. Rührung empfinde ich nicht, kommt vielleicht noch. Was meinst Du zum Beispiel? Allerdings finde ich es in diesem konkreten Fall nett, eingeladen worden zu sein, denn Herr Geyer und ich haben uns seither (2004) maximal einmal noch gesehen. Es ist also an der Zeit, ihn mal wieder zu treffen. Ich freue mich schon darauf! Ich wollte ihm zur Feier des Tages eine Flasche Champagner mitbringen, aber nun, da Kriminelle Champagner als Versteck für flüssiges Ecstasy entdeckt haben, bin ich mir nicht mehr sicher.
Wir beide, also Du und ich jetzt, waren damals in einem lockeren Freundeskreis, und das fand ich erfreulich. Der hat sich aber, soweit es mich betrifft, schnell aufgelöst. Auch das weckt in mir aber keine Rührung, denn ich glaube, das ist immer so und sollte klaglos hingenommen werden.
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Ah, Rührung, das meine ich gar nicht nostalgisch, und sentimental nur in dem Sinne, dass ich eine gewisse Dankbarkeit empfinde. Dass ich das erleben durfte, so kümmerlich es eventuell war.
Ich mag vergangene Dinge. Die Römer sagten zum Sterben „ad plures ire“, sich den Vielen anschließen, und darin liegt ein gewisser Trost. Die gegenwärtige Besessenheit von der Zukunft hat für mich etwas Gruseliges, Elon Musk ist eine schreckliche Figur in meinen Augen.
Wenn ich jetzt noch so einen bekloppten Vergangenheitsfetisch hätte, wäre ich ein glücklicher Mann.
Auf jeden Fall war die Welt eine erfreulichere damals, das kann man heute wohl definitiv festhalten.
Vielleicht war ich auch nur jünger …
Geyer hat doch auch Zeno Cosini in Euer Leben gebracht, war das nicht so? Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Meisterwerk je zur Gänze gelesen habe. Mein Kölner Lektüre-Highlight war „Rayuela“. In dem Buch habe ich wohl mehr gelebt als in … und Benn. Natürlich.
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Rayuela … Bei dicken Büchern bin ich noch einmal extra wählerisch, und dieses hat es nicht einmal physisch bis in mein Bücherregal geschafft. Habe aber andere (kürzere) Sachen von Cortázar gelesen, Alle lieben Glenda zum Beispiel.
Stimmt, Zeno Cosini, das stand bei Prof. Geyer auf dem Programm, aber auch bei einem anderen Prof. namens Zaiser. Dieser Roman ist auch zu dick … Wenn ich zwischen Svevos Romanen wählen müsste, ginge meine Stimme an Senilità.
Das Raucherkapitel in ZC ist natürlich prima, aber sonst besteht das Buch aus Längen und bleiernden Sätzen (meiner Erinnerung nach).
Ich stimme zu: Die Studienzeit war eine Zeit der Anregungen und des inneren Reichtums dank ständiger Kultur-Einfütterung. Der Geist kam aber nicht unbedingt von der Universität, sondern verdankte sich dem Studentenstatus als solchem. Studentenstatus, das heißt: Freiraum haben für eigenen Kram. So betrachtet, ist es ein bleibendes Ideal.
Wäre der von Dir genannte Geschäftsmann bloß eine Figur, wär’s ja gut. Leider ist er ein Mensch, und es steht zu befürchten, dass er die Menschheit noch Jahrzehnte lang mit seinem Tun beglücken wird. (Ich will seinen Namen gar nicht nennen, um nicht auch noch mitzuhelfen, die Marke groß zu machen.)
Im Buddhismus sagt man: Hinübergeborenwerden.
Gut, wir werden’s erleben.
Ich dachte an einen Witz, den ein (verstorbener) Freund einmal erzählte, aber ich kann mir keine Witze merken, ich weiß nur noch den Fragesatz daraus: Gibt es ein Leben nach der Geburt?
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