Salami Rose Joe Louis

Neulich las ich in den Blättern (Blätter für deutsche und internationale Politik), deren schnell-sprechender und mehrfache Satzeinschübe schätzender Redakteur Albrecht von Lucke – in puncto Artikulationsrasanz der legitime Nachfolger von Dieter Thomas Heck († 2018) von der ZDF Hitparade, die ich als Kind oder Halbstarker, wie man damals vielleicht schon nicht mehr sagte (kann mich nicht erinnern), eher nicht geguckt habe, weil ich wohl ein Freund des Pop, aber nicht des Schlagers bin – regelmäßiger Interview-Gast bei Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur ist (dagegen habe ich überhaupt nichts einzuwenden, denn er ist ein heller und, doch, sympathischer Kopf, zudem mag er, scheint mir, die FDP auch nicht so dolle) mit gehobenen Augenbrauen den Beitrag

»Wir können nur noch beten«: Frankreich nach der Winterdürre

von Annika Joeres (Ausgabe April 2023).
Zitat:
Umweltminister Béchu beispielsweise forderte seine Landsleute in einem Radiointerview dazu auf, „aus der Verleugnung auszubrechen“, und Frankreich auf einen durchschnittlichen Temperaturanstieg von vier Grad vorzubereiten.
: Zitat Ende

Von meiner Konversationslehrerin Sylvie weiß ich, dass in der Bretagne keine bezahlbaren Wohnungen oder Häuser zu bekommen sind, weil die sich längst wohlhabende Pariser raubtierhaft weggeschnappt haben. Denn Paris wird unerträglich werden, und Brest geht vielleicht noch gerade.

Das macht einem keine gute Laune.

„Werden wir Technologieweltmeister”, zitiert die aktuelle wochentaz den Bundesfinanzminister, und fährt fort: „Erfindungen, die es noch nicht gibt, sollen es also richten. Darauf einen Dujardin.”

Das gesellschaftliche Ziel, alle sollten am Wohlstand teilhaben, geht auch in die falsche Richtung. Wie meine Verwandtschaft ganz richtig sagt: Es geht nicht um Wohlstand, sondern darum, ein Auskommen zu haben.

So könnte ich noch lange fortfahren.
Aber es ist wichtig, sich (auch) mit Dingen zu beschäftigen, die einem Freude bereiten.
In meinem Fall ist das beispielsweise Musik. Voilà !

Der erste Song ist von einer Musikerin, die in der Gegend um San Francisco lebt und sich Salami Rose Joe Louis nennt. Der zweite Song ist von Caroline Polachek und featured das gute alte Instrument Dudelsack.

In den Kommentaren amüsierte mich:
the bagpipe fully katebushified the track
(mit heart-eyes-emoji)
und die Erwiderung eines Users:
She hates being compared to Kate Bush
und weitere Erwiderungen anderer User:
(1) she doesn’t hate it, she finds it flattering but She finds it annoying when people says she’s the new Kate Bush.
(2) TOTALLY
(3) she said she hates it when people say she’s this generation’s Kate Bush, there’s a difference, and tbh I totally get what she means. She’s this generation’s Caroline Polachek 🙂
(4) i feel her. not every female art pop musician have to be a child of kate bush …. such an understatement of who these artists really are

Und da hat (4) sicherlich Recht.

Perlen der Popmusik

Langsam erwache ich aus dem Winterschlaf und schmiede neue Pläne. Beispielsweise hatte ich just heute die Idee, mir, sozusagen als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk (ist erst im April, aber so lange warten?), eine Jahreskarte der Staatlichen Museen zu Berlin zuzulegen (→ Museumsgebäude) und mehr in Ausstellungen zu gehen. – Ist es zum Beispiel möglich, dass ich noch nie im Jüdischen Museum war? Ja, ist.
Dann wird es aber Zeit!, sage ich zu mir selbst, zumal gerade Paris Magnétique 1905-1940 läuft.
Es ist nicht so, dass mich Kunst nicht interessieren würde, ich denke nur oft nicht daran, und noch weniger an Kino, ganz zu schweigen von anderen Künsten, die ich völlig ausblende (Architektur, Tanz, Oper). Wahrscheinlich eine Zeitfrage, denn Literatur und Musik sind jedes für sich schon weit ausgreifende Felder.

Ein anderer Plan ist, mich verstärkt meiner Musikaliensammlung zu widmen, methodisch oder spontan, mal sehen. Eine grobe Richtung: von Debussy bis Schönberg. Die Zweite Wiener Schule ist ganz gut repräsentiert, allerdings mit ein paar Lücken bei Schönberg (Quintett für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott, 1923, Erwartung, 1909, Lieder usw.) und riesengroßen Lücken bei Berg, ts ts.
Im aktuellen Heft (176) der MusikTexte sagt der Komponist Nicolaus A. Huber:
„Schönberg war vielleicht radikaler, was das Abschaffen von Vergangenheit betrifft in Bezug auf den einzelnen Ton. Aber von der Technik her gesehen war Schönberg im Grunde weniger radikal, eher traditionell. Denn Kontrapunkt war für ihn Ein und Alles […]”
Warum, im Vergleich, Debussy (im Hinblick auf seine Technik) zukunftweisender ist, sagt er nicht so prägnant, doch das hat einen Text davor Reinhard Oehlschlägel erledigt, in dem Wiederabdruck eines 1971 erstmals erschienenen Beitrags mit dem Titel „Verselbständigung der klangfarblichen Dimension”. Die Überschrift sagt’s schon.
Oehlschlägel erwähnt auch, dass sich Debussy Analysemethoden entziehe, „den klassischen […] den seriellen und strukturalistischen.”

In der Einleitung zu seiner Debussy-Monographie (rororo bildmonographien, 1964, 30.-32. Tausend November 1988) zitiert Jean Barraqué einen gewissen Michel Fano:
„Gleich weit entfernt von Schönberg wie von Strawinsky, verfolgt er in seinen letzten Werken die Idee eines Klangphänomens, das sich ständig selbst erneuert; er weigert sich, seine schöpferische musikalische Materie einem Schema zu unterwerfen, das nicht durch sie bedingt ist, überträgt ihr die absolute Herrschaft über den schöpferischen Verlauf und läßt dadurch eine Welt entstehen, die, sich bewegend, ständig ihre Form verändert und eine gewisse Ähnlichkeit mit den neuesten Arbeiten serieller Komponisten aufweist.”
Wobei ich hier eher an Ligetis Klangwolken denken würde.

Die MusikTexte bringen außerdem einen gegenüber der Neuen Musik kritischen Artikel von Michael Rebhahn (… Es lebe die Neue Musik! Ein Versuch über die Chance), in dem dieser die konservativen Aspekte und Widersprüchlichkeiten der neuen Musik herausstreicht. Statt „einem Musikalischen jenseits eingeübter Settings nachzuspüren”, füge sie sich „weitgehend kritiklos in ein vollends erstarrtes Zeremoniell: Auftritt – Applaus – Spiel – Applaus – Abtritt” („Konkret sprechen wir hier von einer Codierung, die sich seit der 1725 in Paris initiierten Präsentationsform der Concerts Spirituels nicht nennenswert geändert hat”, setzt eine Fußnote nach.)
Das lässt sich so verstehen, dass die neue Musik im Grunde (konzeptuell) altbacken ist und eigentlich erst erfunden werden müsste. In der Tat schreibt Rebhahn spöttisch: „Entre nous: Neue Musik heißt nur so […]”, und bringt ihre Paradoxien wie folgt auf den Punkt:
„Neue Musik will im gewohnten Rahmen Gewohnheiten in Frage stellen, mit hochbejahrten Klangerzeugern neue Klänge hervorbringen, mit Codierungen und Restriktionen ästhetische Autonomie gewährleisten.”
Hui, hui.

Nun aber endlich zu den Perlen der Popmusik.

Stimmerman ist die Band von Eva Lawitts (Stimmerman war der Name ihrer Großmutter, wenn ich mich richtig erinnere). House Party ist aus ihrem für den 10. Mai angekündigten neuen Album Undertaking.

Es spielen (copy & paste, therefore in English):
Eva Lawitts – Acoustic Guitar, Bass, Vocals
Chris Krasnow – Guitar
Gannon Ferrell – Guitar
Micha Gilad – Synthesizer
Connor Parks – Drums

https://stimmerman.bandcamp.com/album/undertaking

A&W von Lana Del Rey kann man sich auch mal anhören, ganz gut! Der Song kam diese Woche heraus.
Ebenfalls ganz frisch die neue Platte von Caroline Polachek, Desire, I Want To Turn Into You, daraus das Stück Crude Drawing Of An Angel.

… und der Schluss des genannten Albums:

Edit: Oh, war das schon heute!?

re Apollinaire

Anfang des Jahres hatte ich mich an einem Übersetzungswettbewerb beteiligt, im Juli wurde die Preisträgerin gekürt, Françoise Sorel – herzlichen Glückwunsch!
Die FAZ hat ihre Übersetzung zweier Liebesbriefe von Guillaume Apollinaire an seine Geliebte Louise de Coligny-Châtillon alias Lou mit einem lesenswerten kleinen Essay von Marie Luise Knott abgedruckt, siehe -> hier.
Apollinaire verwendet den Namen Lou in Verbindung mit dem männlichen Artikel: Lou ist phonetisch mit loup (Wolf) identisch. Die Entscheidung der Preisträgerin, stattdessen ein anderes Tier ins Spiel zu bringen, nämlich den Luchs, ist clever – Lu – Lux. Ob Luchs ein Kosewort unter Liebenden ist, wage ich nicht zu beurteilen. Apollinaire hatte fraglos den Wolf im Sinn, aber für jemanden, der nicht weiß, dass lou(p) Wolf heißt, ist Luchs möglicherweise plausibler. – Sartre hat Simone de Beauvoir castor (Biber) genannt, also was soll’s.

Hier meine Übersetzung:

10. Xber 1914

Mein Wölfchen, ich schreibe Dir aus der Kantine. Das Papier hat schon Flecken, bald wird es noch viel mehr davon haben, aber nur hier habe ich in dem ganzen Tohuwabohu ein wenig Ruhe. Heute morgen Aufstehen bei Nacht, Appell im Regen. Zwischendurch Kaffee, nach dem Appell gibt man Brot und eine Tafel Schokolade an uns aus. Der Brigadeführer stellt mich mit einem anderen Soldaten für den Küchendienst ab. Um halb sieben zeigt man mir das Satteln im Stall, der wie Liebe duftet. Um halb neun in der Reitbahn, wo ich sehe, wie meine Kameraden den Pferden auf den Hintern schlagen. Ich werde nachmittags gehen. Um 9 ½, Marschübung, man lässt mich gesondert exerzieren. Um halb elf hole ich mir die Suppe und den Fraß in der Küche. Nicht sehr lustig. Alle futtern. Ich bringe die Schüssel mit den Essensresten allein zurück, ich mache mich so schnell wie möglich aus dem Staub, damit man mich nicht diesen Dreck auskratzen lässt. So steht’s, Wölfchen. Ich habe nur noch ein paar Minuten, ich esse eine Birne und trinke einen Schoppen. Um Viertel vor zwölf muss ich gewaschen und rasiert sein, um zu satteln. Es ist Viertel nach elf. Das Quartier ist bis 5 ½ h zugesperrt. Wölfchen, ich verspreche Dir, Dich mein Leben lang zu lieben und nie jemand andern zu lieben als Dich. Du bist meine einzige Frau auf immer und ewig, ewig werde ich Dir treu sein. Ich erhielt die beiden Karten im Umschlag und habe sehr gelacht.
Heute nacht, Lou, habe ich bemerkt, dass meine Kette gerissen war. Alle Medaillons waren in meinem Bett verstreut und ich habe sie alle eines nach dem anderen aufgelesen, eingezwängt in meinem kleinen Bett, dann steckte ich sie in mein Portemonnaie. Deine habe ich lange geküsst, Wölflein. Ich denke an Dich, an Deinen herrlichen Körper, an Deine liebe Seele, die so einfach ist und so tief. Auf Wiedersehen, kleiner Wolf, auf bald.
Ich werde arbeiten.
Man hat mir das Paket ausgehändigt. Mein Wolf ist köstlich, mein Wolf ist alles für mich, meine Lippen sind für immer mit Deinen vereint, Liebe, Du, liebster Teil meiner selbst. Ich trinke mein letztes Glas Wein auf Deine Gesundheit und küsse Dich von ganzem Herzen.
Bis heute abend.

Guillaume Apollinaire
und Guillaume Kostrowitzky
2er Geschützführer
38stes Artillerieregiment
78ste Batterie
Nîmes

24. Mai 1915

Nach einigen Tagen Ruhe erleben wir heute in der Pfingstnacht unser blaues Wunder. Es ist ein Uhr früh. Gestern morgen besuchte ich unsere Artilleristen, die in die Schützengräben abkommandiert waren. Ich brachte ihnen den Sold. Toller Spaziergang. Pferd bei den Küchen gelassen. Zurück über Wiesen, die buchstäblich golden von Butterblumen waren. Ich hörte dumpfes Kanonengrollen. Auf der Straße sehe ich eine reizende kleine Ringelnatter mit gelbem Ring, als ich sie berührte, richtete sie sich sehr tapfer auf und züngelte, sie kroch, indem sie sich mal so, mal so wand, [Piktogramm Schlange] oder [Piktogramm Schlange].
Da kommt ein Militärbischof angeritten, ich hatte ihn nicht kommen hören. Ich höre:„Suchen Sie Spuren oder eine Fährte?“ Ich hebe den Kopf und sehe einen alten Mann mit weißem Bart, Augen sehr sanft, Polizeimütze mit vier goldenen Winkeln, großes veilchenblaues Ding um den Hals, Bischofskreuz auf der Brust, schwarze wallende Soutane, schwarze Lackstiefel, Sporen. Ich antworte: „Ich sehe mir eine Ringelnatter an.“ Er sah mich mit sehr sanften Augen an und ritt vorbei. Auch die Ringelnatter machte sich davon, guter kleiner Geist, den ich als gutes Omen nehme, zurück dann gegessen, darauf in den Park, um das Konzert zu hören, von dem ich Dir erzählt habe, dann heimgekehrt, Briefe, nichts von Dir, dafür der Brief eines Freundes, ein interessanter italienischer Schriftsteller, interessanter als der künstliche D’Annunzio mit seinen überlebten Reizen einer alten Kokotte. Ich schicke Dir den Brief in einem anderen Umschlag, adressiert an G. Apollinaire. Dann zum Abendessen in der Stadt, ich war eingeladen (1), ich habe reizende Mädchen gesehen, die eine vor allem wirklich entzückend und sehr sehr kokett, aber mit mir nichts zu machen, die Keuschheit selbst, dann gab man telefonisch die Entscheidung Italiens durch (2), und ich trottete nach Hause. Um ein Uhr hat die ganze Front eine Ehrensalve abgegeben, zu Ehren des neuen Verbündeten, es war prachtvoll, die Nacht war hereingebrochen, die Schützengräben waren von Jubel erfüllt. Und jetzt schlagen die Boches zurück – Ich kann es kaum erwarten, die Zeitungen zu lesen, um zu erfahren, was sich an der neuen italienischen Front tut, nach der Kriegserklärung. Natürlich wird das viele von den Boches beschäftigen. Na, um so besser, je mehr Leute mitspielen, desto kürzer, hoffe ich, wird der Krieg dauern, und um so früher werden wir zu unseren häuslichen Beschäftigungen zurückkehren können.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Deutschen jetzt versuchen werden, mit aller Gewalt ihre ganze Flotte gegen England aufzufahren, um zu versuchen, es zu brechen, seine Seemacht zu zerstören.
Ich habe mich fotografieren lassen, als ich vom Konzert zurückkam, von einem Unteroffizier der Jäger, den ich kenne, ich bin bei Berthier, der das Krankenrevier verlassen hat und der mit mir beim Konzert war. Wenn das Foto gelungen ist, werde ich es Dir schicken.
Auf dem Weg zum Konzert kam ich durch ein Dorf, in dem Teile der Truppe untergebracht sind, ich sah an der Kirche ein Schild mit der Aufschrift „Gefängnis“, es schaudert einen, vor allem, wo man jetzt sehr sehr streng ist.
So viel f. heute, auf Wiedersehen, mein Wölfchen, bis morgen, ich schicke Dir ein Insekt, es ist ganz golden, ein Fund aus den Schützengräben. Ich weiß nicht seinen Namen.

Gui.

Aus: Guillaume Apollinaire, „Lettres à Lou“ © Éditions Gallimard, Paris, 1969

1) Wahrscheinlich beim Buchhändler Henri Matot, dessen Geschäftsbogen er für diesen Brief verwendet hat.
2) Der Kriegseintritt Italiens, der seit einigen Tagen erwartet worden war, trat am 24. Mai in Kraft.

Aus einem Brief:

„Ich habe ein weiteres Argument gegen das Übersetzen (als Tätigkeit für mich) gefunden: Ich würde immer wieder im Deutschen landen. Mein Plan ist aber, ins Französische abzuspringen und dort zu bleiben. Also glaube ich, dass es nicht falsch gedacht ist, wenn ich möglichst viel Französisch lese und höre, hin und wieder auch spreche – und bei Gelegenheit nach (z.B.) Lyon fahre, um dort, so Gott will, mehr zu lesen, zu hören und zu sprechen.
Eine App serviert mir jeden Tag ein Mot du jour: le facteur, l’enquête, le banc des accusés …
Das Französische (Italienische, Englische) ist mein Privatvergnügen und ein soziales Interesse mehr denn ein berufliches.”

Aus einem Brief:

„Schade, dass Du die Ergebnisse des Übersetzungswettbewerbs nicht weiter verfolgt hast. Aus Respekt vor Deinem Engagement ist es doch spannend zu sehen, wie bestimmte Stellen ‚offiziell‘ übersetzt worden sind. Das kann doch zur Weiterbildung beitragen. Autodidaktsein heißt ja, Erfahrungen nie als Niederlage anzusehen, sondern prinzipiell als Chance, was dazu zu lernen, auch wenn man gar keinen Plan hat, wozu so ein Wissen nützlich sein könnte.”

Chairlifts Caroline Polachek (Chairlift – Amanaemonesia, Bruises, Ghost Tonight, Met Before u.a. – haben sich 2017 getrennt) hat ein neues Video draußen, wie ich aus der jüngsten Playlist der New York Times erfahren habe: Bunny Is A Rider. Im Rahmen der vorgestellten Songs einer der besseren. Dennoch ist Kimbra – die hinsichtlich Experimentierfreude manchem Jazzer voraus ist – für mich interessanter, sie steht ihrem Idol Prince in nichts nach und geht doch eigene Wege, z.B. rauht sie in der Stockholmer Live-Aufnahme von Version of Me den Sound zum Schluss hin immer mehr auf und bewegt sich so weit in Richtung Industrial, wie es im Pop noch gerade erlaubt sein mag. „Letting her inner Trent Reznor out! Superb”, schreibt dann auch ein Kommentator in Anspielung auf Nine Inch Nails.
Das strahlend-schimmernde, makellos produzierte Waltz Me to the Grave – Schluss-Stück von The Golden Echo (2014) – steigert sich zur knalligen Hochglanz-Oper inclusive Chor und (Synthie-) Streichern, ändert dann (4:45) recht abrupt den Charakter, der Gesang plötzlich piano (5:10), dann ganz weg (5:35), ein langes Ausklingen bis 7:20, gefolgt von zehn Sekunden Stille. Ein ungewöhnlicher Popsong, und natürlich zu lang fürs Radio, wo Kimbra aber ohnehin keine Rolle spielt – vermutlich ist ihre Musik nicht überraschungsarm genug.

Hier nun aber wirklich – als Post – ein Song von Mrs. Johnson, Goldmine. Das Video hat Chester Travis geschaffen, der auch für das Video zu Like They Do on the TV zuständig war.