Diesmal keine Überschrift. Geht auch

Jemand wies darauf hin, dass Cate Le Bon „Miami” wie „My Army” singe. Was das wohl zu bedeuten hat? – Ich erfreue mich nach wie vor an ihrer Schallplatte Reward, die mit diesem prozessionsartigen Stück beginnt: Miami.

Was kann man sonst an einem heißen Tag tun? Zum Beispiel den Internationalen Frühschoppen bei Phoenix zum Thema „Sondergipfel in Brüssel – Wer setzt sich durch im Postenstreit?” einschalten – und wieder abschalten, weil Moderator Alfred Schier seine Diskutanten nicht gut im Griff hat und zulässt, dass Ralph Sina (WDR) in übler Mansplaining-Manier das Wort immer schon an sich reißt, bevor seine polnische Kollegin Magdalena Gwóźdź auch nur nach Luft schnappen kann.

Über das neue EU-Freihandelsabkommen Mercosur freuen sich die Hersteller von Automobilen und von Pestiziden – in den ersten hundert Tagen nach der Wahl Jair Bolsonaros (wieder einmal haben Konzerne wie Facebook und Twitter bei diesem Wahlsieg eine entscheidende Rolle gespielt) wurden in Brasilien schon 152 Pestizide neu zugelassen, ist zu lesen: dabei wird es nicht geblieben sein; Europa im Gegenzug bekommt mehr Fleisch und mehr Zucker. Dafür wird weiter Regenwald abgeholzt oder brandgerodet werden. Man muss sich wundern. Ist das die Politik, die jetzt geboten ist? – Der Westen müsste weg vom Wachstumsgedanken, bevor alles verwüstet, alles Wüste ist. Ich bezweifle allerdings, dass dies während meiner Lebenszeit noch geschieht, und wenn ich hundert Jahre alt würde. (Die Zulassung von Elektro-Tretrollern ist vor diesem Hintergrund auch ein falsches Signal: wieder ein neues Produkt, wieder neuer Konsum, wieder neue Ressourcenverschwendung, wieder neuer Müll. ‚Die letzte Meile‘, sagt mein Bruder ganz richtig, fährt man nicht mit dem Scooter, sondern geht sie zu Fuß.)
Weltpolitisch gibt es also keinen Grund zu jubeln. Innenpolitisch – mal sehen.
In Berlin wird gerade die Erhöhung von Parkplatzgebühren diskutiert, das ist einmal eine gute Nachricht. Auch werden Gelder für die weitere Begrünung bereitgestellt und für die Bewässerung von Bäumen und Parks. Wenn die Temperaturen schon im Juni auf 39 Grad Celsius steigen und Lufttrübungen durch Saharasand angekündigt sind, wie wird es dann erst im Juli und August werden?

Ich habe die beiden schmalen Gedichtbände von Kenah Cusanit gelesen, aus Papier (2014) und Chronographe Chorologien I (2017) – sehr gut, ich empfehle beide, für wer sie nicht kennt. [PS 21.7.2019: Kürzlich wurde bekanntgegeben, dass Kenah Cusanit für ihren Roman Babel den Uwe Johnson-Förderpreis 2019 zuerkannt bekommen hat, der im jährlichen Wechsel mit dem Uwe Johnson-Literaturpreis verliehen wird.]

Neu beobachtet im Garten: Hausrotschwanz und Gartenrotschwanz. Um Dohlen oder Esel zu sehen, muss ich zum Niederrhein fahren. Da war ich gerade.

4 Kommentare zu „Diesmal keine Überschrift. Geht auch“

  1. Jetzt soll vielleicht Ursula von der Leyen Kommissionspräsidentin in Brüssel werden? Warum nicht Margrethe Vestager, die sich schließlich zur Wahl gestellt und auf überzeugende Weise für sich geworben hat? – Ich kann nur hoffen, dass die Fraktionen von Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen zusammen mit Teilen des konservativen Lagers diesen fragwürdigen Personalvorschlag abblocken. Wenn der Untersuchungsausschuss zur Berateraffäre im Verteidigungsministerium zu einem abschließenden Urteil gelangt ist, kann Frau von der Leyen es ja noch mal mit einem Posten auf europäischer Ebene versuchen. Ich meine allerdings, dass jemand, der so wie sie der Korruption Tür und Tore öffnet – ohne vermutlich selber korrupt zu sein -, überhaupt kein politisches Amt innehaben sollte.

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  2. „Wir müssen als Regierung mehr tun beim Klimaschutz. Mit diesem Vorschlag schaffen wir das aber nicht: Weil er viele belastet, ohne den CO2 Ausstoß nachhaltig zu reduzieren“, hat der Bundeswirtschaftsminister einem Boulevardblatt gesagt. Ob Svenja Schulze, die Bundesumweltministerin, noch anderes Feedback aus der Regierung erwarten darf als diese – auch mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen formulierte – Ablehnung ihres Kabinettskollegen? Was schlägt denn der Bundeswirtschaftsminister vor (seit dem 14.3.2018 im Amt), das eine bessere Lenkungsfunktion haben könnte als ein Preis für den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid? Liegt die Antwort in der für dieses Jahr zu erwartenden eine Million Neuzulassungen für Sport Utility Vehicles (SUV)?

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