Es gibt Nachbarn, die knicken einem überhängende Zweige ab und schwärzen einen beim Ordnungsamt an wegen Kiefernzapfen auf dem Weg; andere basteln ein zweimal geschlitztes Billet mit dem handschriftlichen Hinweis: „Der Strauch am Zaun ist eine BERBERITZE, ist gut schnittverträglich. Je mehr häufiger man ihn beschneidet, desto dichter wird er. Mit freundlichem Gruß!” und werfen es mit ein paar eingesteckten Blättern fraglicher Berberitze in den Briefkasten. Einer solchen Nachbarin glaubt man, nicht nur auf Grund ihrer, laut Visitenkarte, Mitgliedschaft in der Royal Horticulture Society, UK, aufs Wort und dankt ihr (das muss meine Mitbewohnerin übernehmen) beim nächsten Schwätzchen.
Ein befreundeter Bekannter, den ich nach Übernachtungsmöglichkeiten in Breslau gefragt hatte, schickte mir den Link zum Hotel Savoy (Einzelzimmer 37,00 Euro, Frühstück, Haustiere erlaubt).
Bald darauf eine zweite E-Mail:
„Die Adresse des Savoy ist der Pl. Kościuszki 19, der zu deutschen Zeiten Tauentzienplatz hieß. Den nämlichen erwähnt Tucholsky in seinem Breslau-Artikel in der Weltbühne vom 10. November 1921:
Breslau
‚Der richtige Berliner stammt entweder aus Posen oder aus Breslau. Man muß also wohl unterscheiden zwischen dem breslauer Breslauer und dem berliner Breslauer. Der breslauer Breslauer ist ein ganz eignes Lebewesen. Wenn man so harmlos die Schweidnitzer Straße in Breslau herauf- und heruntergeht, merkt man erst gar nicht, daß man unter einem sonderbaren Volksstamm weilt. Roda Roda hat einmal gesagt, er habe in seinem sündevollen Leben nur einen Wunsch: er möchte noch einmal in Breslau als Dichter anerkannt werden. Das ist in der Tat noch keinem beschieden gewesen. Der breslauer Breslauer ist von seiner eignen Liliputanerhaftigkeit viel zu überzeugt, als daß er seinesgleichen anerkennt. »Wie kann der Kerl ein Dichter sein, wenn er noch gestern neben mir über den Tauentzien-Platz gelaufen ist –!« […]’”
Auf der Suche nach dem mir nicht näher bekannten Ausdruck Krametz, den ich mir in Kevelaer aufgeschrieben hatte – er steht vermutlich für „gewittriger Regenschauer” – stieß ich auf et ärme Dier. Das kommt nicht hergelaufen – man kriegt oder hat es: man ist dann melancholisch. „Hässet ärme Dier?” Ich meine mich an diese mütterliche Frage zu erinnern.
Das nur nebenbei.
Gestern war ein schwarzer Hund namens Goya in der Buchhandlung, kam umstandslos hinter die Theke und tat, als wolle er bleiben.
Ein neuer kleiner Schritt in meinem Plastikreduzierungsprogramm: ich verwende neuerdings Zahnpastatabletten. Gewöhnungsbedürftig, aber funktioniert.