Acht Stunden Frustration

Das war gestern. Erst Bildschirm, Tastatur und Maus von meinem eigenen Computer abstecken, ins Büro tragen und mit dem Arbeitscomputer verbinden. Den ganzen Tag quälend langsames WLAN (natürlich auch größere Datenmengen im Spiel). In regelmäßigen Abständen Nachricht von Google: Something isn’t right, sekundiert von Slack: Try again. Seiten, die sich nicht aufbauen, flackrige Übertragung, on off.
In der Mittagspause Narzissen, Schokolade, Mandeln und Milch gekauft. An der Kasse ein Schild des Ordnungsamts: Abstand halten.

Hier werde ich also von nun an bis auf weiteres meine Arbeit erledigen.
Meine WFH-Tage muss ich von Woche zu Woche neu beantragen, vermutlich aus Planungsgründen – es gibt zum Beispiel einen Caterer, der nun neu disponieren muss -, jedenfalls wurden sie bis jetzt anstandslos bewilligt.
Niemand weiß, wie lange sich dieser unerklärte Ausnahmezustand hinziehen wird, vielleicht schluckt er den ganzen Sommer, und vielleicht hakt er sich auch noch in den Herbst und zieht ihn in die Gosse. Aber die Olympischen Sommerspiele in Tokyo finden statt, klar. (Im pausenlosen Kameraschwenk der Berichterstattung ein japanischer Wissenschaftler, der vermutet, dass die tatsächliche Zahl der Infektionen in Japan um das Dreißigfache höher liegt als die offiziellen Stellen sagen.)

Sollte ich einen Kurzschlaf brauchen, kann ich mich aufs Sofa legen und dummeln.
Zur Zeit schlafe ich schlecht, gehe um ein Uhr ins Bett und bin um vier wieder wach. Oder ich schlafe von zehn bis eins, und dann wieder von drei bis sieben, so ungefähr. Aber das ist ja ein Luxusproblem, und heute ist es mir recht, das Wochenende ist nur einen Griff weit. Außerdem fährt um fünf vor sieben mein Bus Richtung Hohenzollerndamm: Ich wollte möglichst kurz nach Büroöffnung da sein und versuchen, früh genug wieder hier zu sein, um alles für’s Stand-up meeting vorzubereiten. Mit der – dann – Direktverbindung zum Router klappt es heute hoffentlich besser.
Es tut mir leid, dass in diesen ersten Tagen alles so holperig geht und meine Produktivität geringer ist als im Büro in Friedrichshain. Das liegt aber auch – und ich würde sagen: an erster Stelle – an der schlechten Infrastruktur. Die Politik hat sechzig Jahre lang das Automobil für die Zukunftsindustrie gehalten. Hinsichtlich der digitalen Versorgung ist Deutschland ein Entwicklungsland, zumal Brandenburg.

PS. Inzwischen habe ich den Monitor aus dem (offiziellen) Büro abgeholt, und jetzt – wiewohl immer noch kabellos – ist auch die Internetverbindung viel besser.

[Die Fotos hat meine Mitbewohnerin gemacht.]

Eine Begegnung …

… erweckt ungeahnte Gefühle und gibt Ihrem Leben eine neue Bedeutung. Finanzielle Vorschläge mit Skepsis betrachten!” – Meine Sterne vom 21.3. bis 27.3. gemäß prisma. Das Fernsehmagazin Ihrer Zeitung.

Ein kleines schönes Zimmer zum hinteren Garten, das ich wegen geringer Nutzung (Aufenthaltsdauer eine Stunde, aufs ganze letzte Jahr gerechnet) zu Juni gekündigt hatte, werde ich nun doch behalten und als Büro einrichten. Es war uns ja erlaubt worden, unseren Office-Computer mit nach Hause zu nehmen. Nun folgte auch das Angebot, einen der Monitore abzuschleppen, weswegen ich nächsten Montag noch einmal nach Friedrichshain fahren werde. Einen zweiten Monitor habe ich bestellt. Ich werde mir auch noch ein Mikrophon und Tischlautsprecher für unsere Stand-up meetings anschaffen, dann sollte ich hinreichend ausstaffiert sein. Die Lautsprecher wollte ich sowieso kaufen, Monitor und Mikro kann ich mir vielleicht von HR ersetzen lassen, es wird auch alles nicht die Welt kosten. Jedenfalls möchte ich mein Büro komplett haben, und so, dass Videoschalte möglich ist. Der Laden muss laufen.

Buchhandlungen bleiben jetzt doch geöffnet. Das ist inkonsequent und ein Fehler, aber mei. Ich werde, wie geplant, vorläufig pausieren – und hoffe, den Verdienstausfall kompensieren zu können. Die Alternative Verdienst und Krankheitsrisiko einerseits, Lohnverzicht und Gesundheitsschutz andererseits, ist natürlich merkwürdig [thinking face].

Angela Merkels Fernsehansprache. „Die Situation ist ernst, und sie ist offen”: ein guter Merkel-Satz.

Slow down

Als der Aufzug endlich kam, sagte der Mann: „Den möchte ich gern allein benutzen”, lächelte ein fieses Mona Lisa-Lächeln und war weg.
Ich nahm die Treppe in den siebenten Stock.
Am Empfang die Auszubildene siezte mich, dann duzte sie mich. Ich mochte den Wechsel.
Morgen früh halb zehn eine kleine Operation von zwanzig Minuten, örtliche Betäubung. Ich hab mir für den Rest des Tages frei genommen, „for recovery”, the vacation request has been approved.
Im Büro war ich nur noch, um den Computer und die Kabel zu holen. Nach der Arbeit habe ich wieder meinen eigenen Compi angeschlossen. Wie lange dies Arbeiten von zu Hause andauern wird – keiner weiß es.
WFH – die Abkürzung erinnert mich an eine andere Abkürzung.
In der Buchhandlung Trubel wie vor Weihnachten. Jetzt ist sie geschlossen, ich habe unbezahlten Urlaub.
Abends manchmal YouTube-Exzesse, The Voice UK, The Voice of Holland, The Voice Global.
In The Voice UK eine glänzende Darbietung von Lullaby of Birdland, hier.

Und hier mehr Musik von Miss Baby Sol.

Ich habe die Schriftgröße des Blogs auf Rat meines Neffen größer gestellt. Ist gut?

Wahrscheinlich werde ich demnächst dazu übergehen, mein Telefon von offline zu online zu schalten. (Dazu muss ich natürlich einen Vertrag abschließen.) Die Idee ist Sprachentraining über Podcasts: Französisch, Italienisch, Englisch – in dieser Reihenfolge. Und ich möchte Zeitung lesen.