Simple and Quiet Painting, 1965

Die Feministinnen unter meinen Leserinnen mögen mir bitte nachsehen, dass ich eine Fuchs-Graphik, die mir bisher als Desktop-Hintergrund diente, durch eine Abbildung des Simple and Quiet Painting(s) von Martial Raysse ausgetauscht habe (hier). Im übrigen gibt es kaum Veränderungen zu melden. Ein Wetterumschwung zeichnet sich ab, im Grün unterm Fenster gurgelt eine Biene, eine Meise kam direkt ans Fenster geflogen, guckte zu mir herein, ich hab ihr Körner und Erdnüsse in einen Blumentopf gestreut, dessen ausgetrocknete Erde schon lange keine Pflanze mehr nährt. (Daneben zwei Plastiktöpfe mit Geranien. Ich musste sie stark stutzen, nachdem sie Frost abbekommen hatten, sie berappeln sich aber wieder.)
Mein Neffe fand den optischen Eindruck zu „rummelig”, der sich aus der ungeplanten Replikation der fünf Trompeter – von Bandcamp automatisch vorgenommen – ergeben hatte, und hat deswegen nun ein neues, abstraktes Banner eingesetzt. Sieht gut aus, legt mich musikalisch auch nicht fest, was mir recht ist.
Obwohl ich sonst allergisch auf Orange reagiere, habe ich zuletzt ein orangenes Osterei von den Orielles ins Nest gelegt, Disco Volador. Hier ein Stück daraus:

Ansonsten möchte ich eine Naturbeobachtung von Monika Rinck (aus Alle Türen) festhalten. Da habe ich mich gefreut, dass jemand ein Auge und Ohr dafür hatte, und den treffenden sprachlichen Ausdruck.

das hochkante Streifen des getrockneten Laubs, / wie laut das ist

Heute mache ich Arme Ritter.

Bis Montag in der Werkstatt. Na dann

Wenn mein Kalender stimmt, liegt das letzte Kaffeetrinken bald schon wieder ein halbes Jahr zurück. Höchste Zeit also für ein Folgekränzchen. – Ich werde meinen Gästen (+ Schrippen mit Käse und Marmelade) Buchteln mit Vanillesauce anbieten. Nichts geht über frisches Hefegebäck! Davon werden sie nicht satt, kommt aber auch eh noch was bei, von Bäcker Fahland.
Ich kann dann bis halb vier lesen; oder ich sammele experience points bei Duolingo; oder ich höre Musik: Simple Songs von Jim O’Rourke zum Beispiel, das ich neulich meiner kleinen Bandcamp-Sammlung hinzugefügt habe. Und die neuen Sachen, die mir die New York Times vorschlägt: Lady Gaga’s Disco Inferno, and 9 More New Songs.

In der S-Bahn zwei junge Kerls, miteinander bekumpelt, vom gleichen Leid geschlagen. Der eine, ein Längsel, eine eingehüllte Gitarre auf dem Buckel, der andere, klein, Käppi und Brille, angelegentlich in einer Broschüre der Berliner Verkehrsbetriebe lesend; kämpft gleichzeitig mit einer 1-Liter-Flasche Coca Cola, die er schon zu zwei Dritteln aufgetrunken hat. (Vor dem Aussteigen wird er sie mit den Worten: „Kannst du die halten?” einer soignierten Dame hinstrecken – die natürlich nicht im Traum daran denkt – und dann mir, und ich nehme sie an und stelle sie hinter mich in die Ecke auf den Boden.) Während sich der Zug dem Bahnhof nähert, an dem der Große aussteigt, verabschieden sich die beiden, sorgfältig, in einem beruhigenden Singsang. „Bis Montag in der Werkstatt”, sagt der Kleine, die Nase in die Luft gereckt, der andere gibt es ihm mit genau den gleichen Worten zurück, er wirkt ganz schläfrig, worauf wieder der Kleine: „Bis Montag in der Werkstatt. Na dann”. Und die Colaflasche ist er ja jetzt los, er hält das BVG-Heft mit beiden Händen vor sich aufgeschlagen wie eine Zeitung. Er schnauft. Wir fahren wieder, halten wieder, fahren, halten, wir sind da. Er drängt sich an die Tür, eifrig in allem, und ist als erster draußen und steigt kregel die Treppe hinab.

Das Virus hat sich mittlerweile auf fast sechzig Länder ausgebreitet. Das teilweise unerklärliche Auftreten von Krankheitsfällen ist verwirrend und auf unbestimmte Weise betrüblich; es setzt alles hinter eine fremdartige Folie. In Japan bleiben bis Ende März die Schulen geschlossen. In Berlin-Zehlendorf sind Desinfektionsmittel ausverkauft (ich habe nicht danach gesucht).
Eine Arbeitskollegin ist übers Wochenende nach Sizilien gereist, das bislang nicht als Risikogebiet bekannt geworden ist.
Der Mensch ist ein verwundbares Tier.

Fröhliche Musik

Letzte Tage kam ich in die Verlegenheit, „fröhliche” Musik aussuchen zu sollen. Santigolds Say Aha wurde nicht akzeptiert, und dann fiel mir schon nichts mehr ein. Dann habe ich nachgesehen, was AllMusic im letzten Jahr gut fand und stieß auf eine Schülerband (oder nicht mehr) aus Halifax, West Yorkshire, England: The Orielles, das sind Sidonie B Hand-Halford (Schlagzeug), Esmé Dee Hand-Halford (Bass, Gesang) und Henry Carlyle Wade (Gitarre, Gesang). Ich meine, sie kommen der Sache nahe.

Hier drei Stücke aus ihrem Debütalbum Silver Dollar Moment – jedes ein Hit. Ich mag die lässige, gleißende Gitarre im ersten. – Mit besten Empfehlungen von British Council Arts.

Zum Weiterlesen
~ http://www.theorielles.co.uk/
~ Kathryn Bromwich, One to watch: The Orielles, The Guardian, 17.2.2018
~ Matias Calderon, Meet The Orielles, the band that revolutionize rock music, High Clouds, 16.2.2018
~ Paul Lester, New band of the week: The Orielles, The Guardian, 20.3.2017
~ Hayley Scott, The Orielles, The Quietus, 16.2.2018
~ Tim Sendra, The Orielles. Silver Dollar Moment, AllMusic, 2018

Aus Sendras Kritik das Fazit: „Silver Dollar Moment is a stunning debut, and if it doesn’t quite reinvent the wheel […], it does have a uniquely sweet spirit and lighthearted beauty all its own.”