Die Treppe

Treppe in Limoges

Das ist die Treppe, die besagte.

Bus 9, Bussteig A. Nebst Fahrschein gibt es ohne weiteren Kommentar zwanzig Euro zurück. Der Fahrer hatte also „deux (2) euro“ gesagt, nicht „douze (12) euro“. Die Fahrt wird eindreiviertel Stunden dauern. Leises Radio, Ansage der Stationen vom Band.

Aubusson.

Nach einer Weile geduldigen Wartens Nachfrage bei der Dame, die mit Handschuhen und Atemschutzmaske ihre Garage leerzuräumen scheint. Die Nummer 13? – Sie lässt ihre Arbeit liegen. Vor der Tür bleibt sie stehen, fragt: Haben Sie’s versucht? – Die Tür geht auf. Niemand da. Auch die Tür zum Zimmer ist offen, der Schlüssel steckt von innen. Überraschenderweise ist das Bett nicht gemacht. Anruf beim Vermieter. AB. Abgehört hat er’s aber, denn eine Frau erscheint, bittet um Entschuldigung, macht sich daran, den Raum herzurichten, picobello. Kleiner Spaziergang draußen. Unaufgeräumter Eindruck, kein Freilichtmuseum. Viel Brüchiges, Gräser, hochstengelige Blumen, Bienen. In der Luft Gekreische der Schwalben. An der Mauer eine Eidechse, uneilig. Wieder zurück. Der Vermieter ruft an, das Phantom, ob jetzt alles in Ordnung sei. Er fährt in Urlaub. Anweisung, bei Abreise den Schlüssel steckenzulassen, Haustür bleibt offen.

PS. Die Wohnung ist übrigens schön, ohne Schnickschnack.

Straßenzeichnungen

Bevor es morgen mit dem Überlandbus weiter nach Aubusson geht, Abfahrt 9.03 Uhr Place Winston Churchill, galt es heute, dem Quartier du Pont Adieu zu sagen, das sich auf der linken Vienne-Seite zwischen Pont Saint-Martial und Pont Saint-Étienne erstreckt.

Auf dem Weg zur ersten Brücke (12. Jahrhundert) war diese Zeichnung der örtlichen Straßenmeisterei zu bewundern.

Nach Überquerung der Vienne – die zweite Brücke stammt aus dem 13. Jahrhundert – steigt man das andere Ufer hinan, entweder auf einer schönen alten Treppe (Bild folgt), oder über eine stufenlose Schräge. Dort an einem Vorsprung eine Erinnerung an die Pariser Commune von 1871. Das Strich-Gesicht gehört mutmaßlich dazu.

In Aubusson fließt netterweise auch ein Fluss: die Creuse. Bestimmt auch schön!

Postkarte aus Limoges

Blick auf die Vienne

Die Anreise verlief gut, war aber anstrengend nach schlafloser Nacht. Siebzehn Stunden von Tür zu Tür. Das letzte Stück wurde mir von einer Anwohnerin gewiesen, die einen Abendspaziergang mit ihrer Katze unternahm. Diese folgte ihr auf Schritt und Tritt. Laut ihrer App müsse ich links. Aufblickend lachte sie, sie sei gut darin, Leute in die falsche Richtung zu schicken, sie gehe lieber mit. Als ich mich nach der Katze umsah, war sie weg. „Schon nach Hause gelaufen.”

Die Unterkunft ist ganz schön, leider außerhalb und eher für Autofahrer geeignet. Es gibt Busverbindungen, aber heute am Nationalfeiertag werden die Linien nicht bedient. Die Stadt selbst gefällt mir auch, vor allem längs des Flusses, während es auf den Straßen schnell zu heiß wird. Einen Tag, nachdem ich die Vienne fotografiert habe, waren es 38° C. (Bis jetzt habe ich sechs Fotos gemacht, von denen eines nur eine Texttafel zeigt – Material für den Konversationsunterricht.) Sollte ich wiederkommen, dann früher im Jahr.

Ich kann nicht fassen, dass es auch dies Jahr kein Tempolimit geben wird. Ich glaube, selbst wenn alle Wälder Brandenburgs in Rauch aufgehen – und das werden sie natürlich -, wird es immer noch einen Minister geben, der das Recht der Autofahrer schützen wird, aufs Gaspedal zu treten, und einen Regierungschef, der ihn gewähren lässt. Hier ist auf die Fahrkarte aufgedruckt, wie hoch die CO2-Ersparnis gegenüber einer Fahrt mit dem eigenen PKW ist.

Hölderlin, Hyperion. Bin ich überkritisch, oder ist der Unterschied zu Narziss und Goldmund nur graduell?