Die Überschrift habe ich von der Verwandtschaft geklaut, die ein eigenes Blog schreibt: Hermitologies. A navel-exploring journal by a Berliner-Canadian.
Inhaltlich und sprachlich gibt das mehr her als meine zwar ausdauernd getätigten, aber lapidaren Mitteilungen.
Schon meine kalabrische Freundin von vor zwanzig Jahren hatte beklagt, dass ich so wenig effusivo (überschwenglich) sei. Das hat sie aber nicht davon abgehalten, mir wieder zum Geburtstag zu gratulieren – eine Aufmerksamkeit, die ich Anfang August erwidern kann.
Ein Freund, den ich ebenso lange kenne wie besagte professoressa, gab mir auf meine Beobachtung, dass er seine Arbeit gewechselt habe, zurück: „Ja, das ist neu. Aber eine größere Überraschung ist, dass du bei LinkedIn bist.”
Gestern war ich im Haus für Poesie, bei einer Veranstaltung zu Sylvia Plath und Anne Sexton. Meine Eintrittskarte war die letzte noch verfügbare. Daher das Zögern in der Hand der Verkäuferin, die auch die Getränke verwaltete.
Für mich gab’s Orangensaft, für eine Freundin, die ich am Eingang getroffen hatte, Wasser.
(Sie wollte Wasser, ich hab sie gefragt.)
Später sprach ich mit der Moderatorin.
Eine Dame aus dem Publikum, mit der ich ein paar Worte wechselte, schwenkte beim Reden bedenklich ihr Weinglas. Auf dem Sofa saß niemand, mein Alarmismus war übertrieben, aber das Möbelstück als solches möchte pfleglich behandelt sein.
Der Abend war – nach dem vollen Arbeitstag – auf gute Weise fordernd, lehrreich und inspirierend.
Beide Dichterinnen habe ich noch nicht gelesen, das möchte ich bald nachholen. Und das Buch von Judith Zander ist selbstverständlich auch mal dran.
Leider gab es keinen Büchertisch.
In Tälern eng
Und schwarz wie Portemonnaies
Schimmern jetzt die Hauslichter wie Kleingeld
(Sylvia Plath, übersetzt von Judith Zander)
Ici une prestation exceptionnelle de The Voice France, die 20jährige Sängerin Clem mit dem Song Popcorn salé von Santa. Jurorin Zazie, ganz ergriffen, rennt auf die Bühne, Un câlin! Un câlin! rufend (Eine Umarmung!)
Ob’s der Katastrophenchronistin gefällt, frage ich mich?
Sylvia Plath Colossus / Der Koloss. Gedichte. Englisch und Deutsch. Übertragen von Judith Zander. 160 Seiten, gebunden. Suhrkamp Verlag, Berlin 2017. 44,00 Euro (E-Book 19,99 Euro)
Sylvia Plath Das Herz steht nicht still. Späte Gedichte 1960-1963. Zweisprachige Ausgabe. Herausgegeben, aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Judith Zander. 224 Seiten, gebunden. Suhrkamp Verlag, Berlin 2022. 25,00 Euro (E-Book 21,99 Euro)
Judith Zander im ländchen sommer im winter zur see. Gedichte. 112 Seiten, gebunden. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2022. 20,00 Euro
Gedichte von Birgit Kreipe, die bei der Veranstaltung des Hauses für Poesie (einstmals Literaturwerkstatt) mit Judith Zander und Silvia Morawetz (und Beate Tröger) auf dem Podium saß, sind bei kookbooks erschienen. (Website im Aufbau)
Anne Sexton – gab’s mal bei S. Fischer, in der Übersetzung von Silvia Morawetz. Jetzt haben sie nichts mehr von Anne Sexton im Programm … aber alles von Rüdiger Safranski.
Preisfrage (1) Wer ist bedeutender?
Preisfrage (2) Wer verkauft sich besser?
Du bei LinkedIn – das finde ich jetzt auch überraschend! Dabei ist doch nichts dabei.
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Du hast Glück gehabt, dass Berlin gerade zu weit ist für mich, sonst wäre die letzte Karte nicht mehr verfügbar gewesen. Beneide dich ein wenig, dass du dabei sein konntest.
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