In der S-Bahn zwei junge Kerls, miteinander bekumpelt, vom gleichen Leid geschlagen. Der eine, ein Längsel, eine eingehüllte Gitarre auf dem Buckel, der andere, klein, Käppi und Brille, angelegentlich in einer Broschüre der Berliner Verkehrsbetriebe lesend; kämpft gleichzeitig mit einer 1-Liter-Flasche Coca Cola, die er schon zu zwei Dritteln aufgetrunken hat. (Vor dem Aussteigen wird er sie mit den Worten: „Kannst du die halten?” einer soignierten Dame hinstrecken – die natürlich nicht im Traum daran denkt – und dann mir, und ich nehme sie an und stelle sie hinter mich in die Ecke auf den Boden.) Während sich der Zug dem Bahnhof nähert, an dem der Große aussteigt, verabschieden sich die beiden, sorgfältig, in einem beruhigenden Singsang. „Bis Montag in der Werkstatt”, sagt der Kleine, die Nase in die Luft gereckt, der andere gibt es ihm mit genau den gleichen Worten zurück, er wirkt ganz schläfrig, worauf wieder der Kleine: „Bis Montag in der Werkstatt. Na dann”. Und die Colaflasche ist er ja jetzt los, er hält das BVG-Heft mit beiden Händen vor sich aufgeschlagen wie eine Zeitung. Er schnauft. Wir fahren wieder, halten wieder, fahren, halten, wir sind da. Er drängt sich an die Tür, eifrig in allem, und ist als erster draußen und steigt kregel die Treppe hinab.
Was ist eigentlich der genaue Sinn dieser Ausgrabungen? Ich meine, die Texte sind ja allesamt noch erhältlich, oder? Würde ein Link nicht ausreichen?!
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Einen Link zu einem z.B. sechs Jahre alten Beitrag zu posten ist etwas anderes als den Beitrag noch einmal neu aufzulegen, denn seit der ersten Veröffentlichung ist Zeit vergangen; das ist in einem bloßen Link nicht abbildbar.
Im Verhältnis zu knapp fünfhundert erschienenen Texten – 496 genau, wir wollen nicht übertreiben – ist der Rückblick (das ist der genaue Sinn dieser Aktion, nach dem Du fragst) auf insgesamt vielleicht zwanzig Beiträge, die ihrerseits zu ungefähr zehn Rembobinages zusammengefasst werden, doch ganz in Ordnung, meine ich.
Findest Du es sinnlos?
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Eine Art von Reflexion oder Kommentar wäre sicher wünschenswert aus Lesersicht und wertete die Texte noch einmal auf (eine Coverversion? Ein Remix?). Aus zehn Jahren Abstand den Niederrheintext z. B. neu bewertet zu sehen, hätte mich gefreut. Den fand ich damals sensationell gut.
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Der Niederrheintext … Welcher? „Kleine Radtour”, „An die Maas”, oder „Rheinischer Hof?” – Aber Kommentare sind doch eher Sache der Leser, finde ich.
Und was soll das überhaupt heißen: fand ich damals sensationell gut? Und jetzt nur noch so mittel? 😉 Kch, kch.
Über meine eigenen Blogeinträge nachzudenken, das reizt mich überhaupt nicht. Ich verstehe, dass Du es witzlos findest, wenn ich sie hier einfach noch mal poste, ohne Mehrwert, ohne Schnörkel. Entspricht aber meinem – vergleichsweise – nüchternen Temperament. Was soll ich denn mehr sagen?
Der Text hier (↑) ist meiner Ansicht nach abgeschlossen, es fällt mir gar nicht ein, ihn noch mal aufzumachen. Nebenbei bemerkt, ist er aus einem umfangreicheren Beitrag herausgelöst worden, reicht das nicht als Nachbearbeitung?
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Aber interessant wird’s doch immer, wenn man seine eigene Publizistik hinterfragt. Warum poste ich einen Artikel noch einmal? Wenn eh alles nur einen Klick entfernt ist? Heißt das nicht auch, die Gesetze des Buchdrucks (oh, Neuauflage!) auf ein neues (und ganz anders geartetes) Medium zu übertragen?
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Was Interessantes zu machen, interessiert mich gar nicht. Muss denn alles interessant sein? Ich zeig hier ein bisschen meine Fundstücke.
Das eigene Tun hinterfragen: tu ich doch! Was ist Auswählen anderes als Kritik?
Ich bezweifele, dass alles nur einen Klick entfernt ist.
Wiederholungen schaden nicht.
Alles im Rahmen.
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