8°C Sonnig, steht in der Fußzeile des Bildschirmfensters neben einem sonnengelben Kreis. Am Niederrhein wahrscheinlich milder. Gerade draußen, um die Sonnenwärme zu testen. Kalt. Meine Schwester hatte mir ein paar Zigarillos in einen Briefumschlag getan, bei einem der letzten Male, ich nahm einen heraus, entzündete ihn zwischen Tür und Angel, denn es ist etwas windig – Ostwind, fürchte ich. Ungefähr auf Höhe der Mülltonnen war es am besten. Beim Nachbarn surrte ein Stromgenerator oder sonst eine nervensägende Maschine. Hier kein Feiertag? Zwei Schwebfliegen kamen ganz nah an mich heran. Gelb beflaggt, wie ich in diesen Tagen manchmal bin, prüften sie den Hoodie auf seine Pflanzlichkeit, drehten dann bei. Ich mach mir nichts mehr aus Zigarillos, will sie nur nicht schlecht werden lassen. Gerade kam ein Briefträger, nicht von der Post, anderer Verein, Autochen wie vom Golfplatz, mittig zwischen den Lippen eine Zigarette, die nicht qualmte, klipp klapp, Abflug. Mal sehen.
Als ich still da draußen stand, damit sich nicht bei kleinster Bewegung die lose um mich hängende fadenscheinige Wärme ganz wieder losriss, dachte ich: Ruhe vor dem Sturm.
Ich dachte: Der Selbstmordtrieb der Menschheit ist bedenklich.
Ein Sportflugzeug zog einen Strich übers Blau, nur als Bewegung, nicht als Zeichnung. Auf Flightradar24 sieht das nicht so ordentlich aus.
In einem Einspielfilm der Tagesschau eine junge Frau mit Stofftasche: It’s ok to not be ok. In der Buchhandlung sind Bücher über Russland und die Ukraine gefragt: Andreas Kappeler, Kleine Geschichte der Ukraine, derselbe, Ungleiche Brüder. Russen und Ukrainer vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Karl Schlögel, Entscheidung in Kiew. Ukrainische Lektionen, Catherine Belton, Putins Netz, und andere. Alle sind ernsthaft besorgt.
Zwischendurch war ich kurz bei Wagenbach, um einen Vasari abzuholen, nur einen Band, der uns fehlte. Wegen des Brückentags waren alle ausgeflogen. Den Lieferschein schrieb ein Mann aus der Buchhaltung, den ich noch nie gesehen hatte. In der Wartezeit bewunderte ich den Anschlag im Eingang: „Auch du trägst Maske, hältst Abstand und wäschst dir die Hände, Genosse!”, dazu das Bild eines Rotkittels mit schwarzer Mund-Nasen-Bedeckung – die Wagenbach-Farben.
„Unsere Herstellung war kreativ!”, sagte der Mann lachend.
Sonst bringt eine Praktikantin die Bücher vorbei, meist nach Feierabend auf dem Nachhauseweg. Ihr Hundchen kommt hinter die Theke, bleibt einen Moment, lässt sich dann wegrufen, brav gehorchend.
Abgesehen vom Krieg in der Ukraine, sieht es auch sonst nicht gut aus. In Australien sintflutartige Regenfälle, in Brasilien steht der Regenwald davor, zu ‚kippen‘. Hier in Brandenburg geht die Tesla-Autofabrik an den Start, wird Unmengen Autos produzieren und aberwitzige Mengen Wassers verbrauchen, vielleicht weniger als andere Autobauer, aber eben: im trockenen Brandenburg … Bedenken, die Ministerpräsident Dietmar Woidke wegwischt, und über die sich der irrsinnige Elon Musk schlapp lacht. Ich sehe schwarz.
Erfreulich immerhin – andere Baustelle – die Arbeit von everwave, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Gewässer von Plastik zu befreien – eine Jahrhundertaufgabe. (Mehr Informationen hier und hier: Mitgliedschaft ab einem Jahresbeitrag von 12,00 Euro.)
„Meinolfo, die Mediathek Arte hält wunderbare Vampirfilme bereit”, schreibt mir eine Freundin. Ich werde darauf zurückkommen! Es ist auch eine zweite Staffel der norwegischen Serie Beforeigners herausgekommen, die mich mehr interessiert.
Was können wir tun? Nicht viel. Die Vögel füttern, ihnen ein Stück Apfel kleinschneiden. Samstag geh ich Buchen pflanzen – eine tolle Idee von Isabel Fargo Cole, die Initiatorin von Waldschaffen.