Die taubenfütternde Hand

(Wie oft, hat der Titel nichts mit dem Beitrag zu tun. Texte müssen eben irgendwie heißen. Irgendein Name, egal.)

Aber das Konzert ging noch weiter, oder?
Doch, doch.
In der Pause hatte ich herausgefunden, dass das Theater im Delphi auch Kartenzahlung akzeptiert, also kam ich mit einem Bier zurück zu meinem Platz in der zweiten Reihe. Leider konnte ich der Bedienung kein Trinkgeld geben, sie musste kostengenau abrechnen.
Vier Euro für so ein Fläschchen ist nicht billig, aber kann sie nix für.
Nächstens Münzen mitnehmen.
Das Theater im Delphi soll weiterbestehen und gedeihen als Ort der Kultur. (Für Meinolf Reul, der Kunst wirklich liebt, der arme Irre, widmete mir ringlundmatz unlängst einen Text.)

Die zweite Uraufführung: Schweine (2020) für Sprecher, künstliche Stimmen, Ensemble und Live-Elektronik von Martin Schüttler.
Pelze & Restposten heißt eine Porträt-CD des Komponisten in der Edition Zeitgenössische Musik (bei Wergo). Ich habe mich gefragt, ob die elektronischen Beats, die mit Beginn des Stücks losrappelten, wohl als so eine Art Restposten verstanden werden können: irgendwie Billigware. – Ist Martin Schüttlers Blick auf Populärmusik ironisch, nüchtern oder wertschätzend? Müsste man gelegentlich mal nachfragen. Wie auch immer, dem Stück wurde eine dicke Schicht Rambazamba eingezogen. Mochte ich!
Im Abstand von zwei Tagen merke ich (aber), dass ich Schwierigkeiten habe, mich zu erinnern, was das Ensemble gemacht hat, das gab’s ja auch. Geriet es zwischen Live-Elektronik und Band-Zuspiel zur Staffage? (Wohl kaum.)

Der Sprecher (Jakob Diehl), von Anfang an präsent, rückte erst im Schlussteil der Komposition ins Zentrum, kurz zuvor hatte der Dirigent, Enno Poppe, sein Dirigierpult in Richtung Parkett verlassen (wurde nicht mehr gebraucht): Martin Schüttler hat ihm einen Haydn’schen Move in die Partitur geschrieben (Stichwort Abschiedssinfonie), das hatte Witz und bot ein Überraschungsmoment.

Nicht nur meine Überschriften, auch die eingebauten Musiken haben nichts mit dem Geschriebenen zu tun. Ich mach das wie Stolterfoht. 🙂
Ab 3:45 kommt mir das Stück irgendwie bekannt vor. Irgendein Klassikzitat, bilde ich mir ein. Andreas Wolf weiß das, aber ob er Lust hat, Jazz zu hören, ist die Frage, und ob er das hier liest, ist auch eine Frage. Oder Lilian Peter. Hallo, weißt Du’s?
Auch wenn wir dies hier nicht klären können, möchte ich festhalten, dass für mich Visions of Your Other zu den besten Platten des Jahres zählt. Hit Hit Hit Hit!

Okay, Martin Schüttler. Ich muss ins Programm gucken, hier:

Nein, ich esse erst mal was zu Abend, mach nachher weiter.

4 Kommentare zu „Die taubenfütternde Hand“

  1. Wegen Jazz noch mal, Meinolf, und zwar Kamasi Washington, ein echtes Boss Horn, kennst Du den? Vielleicht wäre Dir das zu episch, jedenfalls ist „The Epic“, was mein ganz Kleiner jetzt dauernd hören will, sehr, sehr episch. Wahnsinn. Das Nibelungenlied durchs Saxophon geblasen. Sogar Wagner würde vermutlich bitten, die Emotionalität ein paar Stufen runterzufahren … nein, kleiner Scherz, aber hör doch da mal rein.

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  2. Könnte es Modest Mussorgsky sein? Eine Nacht auf dem kahlen Berge oder Bilder einer Ausstellung?
    Ich habe mir das erste Stück aus „The Epic” angehört, die Leute haben viel Energie und Spielfreude, was mir gefällt, aber das Arrangement ist mir zu üppig … mit Chor auch noch!
    Aber er hat ja noch mehr gemacht, und ich werde ein bisschen weiter forschen. Danke für den Tip!

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