Das Wort, das so viel wie „Kauderwelsch, unverständliche Rede” bedeutet, kam mir in den Sinn, als ich Mallarmés Anmerkungen zur Sprache las oder zu lesen versuchte.
rendre au mot […] sa mobilité – okay, damit kann ich was anfangen. Dem Wort seine Beweglichkeit zurückgeben.
Gestern war ich bei Zadig, zum Abschluss einer kleinen Spazierrunde der auf drei Köpfe geschrumpften hiking group unserer Firma in Hermsdorf im Berliner Norden (Bezirk Reinickendorf), um mir Mallarmés Gelegenheitsgedichte (Vers de circonstance) abzuholen, und das Buch von Nastassja Martin, aber ich glaube, ich lasse Mallarmé jetzt erst einmal liegen und lese stattdessen etwas anderes, etwas, bei dem sich das Gehirn nicht wie ein Saugnapf über das Geschriebene stülpt, sondern schlendrig darüber hinweggehen kann. Ich dachte an Comics (Bastien Vivès).
Immer, wenn ich „Geimpfte und Genesene” höre, denke ich: Erniedrigte und Beleidigte, aus rhythmischen, nicht inhaltlichen, Gründen.
Der Außenminister mit dem klimpernden Dackelblick und der zuen Nase ist von den Entwicklungen in Afghanistan vollkommen überrascht.
Josephine Baker wird pantheonisiert.
Aus Anlass des Wahlkampfauftritts von Angela Merkel, Armin Laschet und Markus Söder in Berlin gab es gestern, im Zusammenhang mit dem August RiseUp!, eine Demonstration von Umweltschützern. Sie veranstalteten unter anderem – mit Blick auf die 230 Opfer, die die Überschwemmungen im Juli forderten – ein Die-in, ein Transparent zitierte Herrn Laschet mit dem Satz: „Nur weil jetzt ein solcher Tag ist, ändert man nicht die Politik.”
Die Plagiatsvorwürfe gegen Franziska Giffey, Kandidatin der SPD bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin (leider darf ich als Brandenburger nicht abstimmen), sind mir egal. Ich würde sie aus politischen Gründen nicht wählen, z.B. wegen ihrer vorgestrigen Verkehrs- und Baukonzepte.
Ich denke an einen Beitrag, den Jan Böhmermann und sein Recherche-Team vor gar nicht langer Zeit zum Thema Sand gebracht haben.
Ein Zitat daraus: „In Indien wird – Schätzungen zufolge – an mehr als 7000 Stellen illegal Sand gewonnen.” (Pascal Peduzzi, UN Environment Programme)
Dieser Bericht (von 2018) zitiert die Vereinten Nationen mit der Mutmaßung, „dass inzwischen etwa doppelt so viel Sand abgebaut wird, wie die Natur nachliefern kann.”
Sandkriege werden noch nicht geführt.
Auch Touris stehlen Sand, für’s Aquarium oder das Trophäenregal daheim.
Es ist überwältigend, in welchen Schwierigkeiten wir stecken. Es muss sich etwas ändern, überall, alles, sofort. – Ich hoffe, dass die Demonstrationen am 24. September groß werden, denn das hat Greta Thunberg wieder einmal ganz richtig gesagt:
„Echte Veränderung wird nicht durch Konferenzen herbeigeführt, sondern von Menschen auf der Straße und von Menschen, die den Wandel einfordern.” (zit. n. Augsburger Allgemeine, 20.8.2021)
Als ich Freitag abend vom Haus der Kulturen der Welt zurückkam, es muss schon spät gewesen sein, denn auf dem Weg waren die Ampeln ausgeschaltet, trabte ein Fuchs vor mir her auf das eingezäunte Gelände eines Autohauses, ich blieb stehen für ein kurzes hallo, er tat ein paar Schritte auf mich zu, nur konnte ich ihm nichts zu fressen anbieten, wer trägt schon Würstchen mit sich herum, ich sprach leise, mahnte ihn, auf den Verkehr aufzupassen und wünschte ihm einen guten Abend, indessen er das Gras beschnüffelte.
Vom Wald her das Grunzen von Wildschweinen.
Nur eine schwarze Katze sah ich noch auf dem letzten Stück des Wegs, Wendemarken, die Augen cyberartig kalt im Schein der Fahrradlampe.
Die Playlist der Zeitung aus New York hatte schon länger nichts mehr, das mich aus den Schuhen gehauen hätte.
Als wir Mitte Dezember aus dem Büro geschickt wurden, um von zu Hause zu arbeiten, dachte ich, es wäre für nur kurze Zeit. Ab September wollte ich halbe-halbe arbeiten, mal sehen, ob die Zahlen es erlauben.
„Es ist überwältigend, in welchen Schwierigkeiten wir stecken.“
ja. ja. dreimal ja.
(dieser kommentar ist weder besonders geist- noch hilfreich. trotzdem: ich wollte das einfach hingeschrieben haben …)
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„rendre au mot… sa mobilité“ – ich habe bei „mobilité“ gerade beim Lesen automatisch auch nochmal das „mot“ mitgehört – also auch: „dem Wort seine Worthaftigkeit = Beweglichkeit zurückgeben“ … ein Fuchs schleicht am Mierendorffplatz auch immer herum, er wirkt in letzter Zeit sehr desorientiert und rennt oft tagsüber die Straßen auf und ab. Ich vermute, dass er seinen Bau irgendwo bei der Schule hatte, wo nun gebaut wird, vielleicht haben sie seinen Schlafplatz zerstört, der Arme.
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Guter Hinweis, liebe Lilian, und bei einem Autor, der das gleichlautende signe (Zeichen) mit-meint, wenn er cygne (Schwan) schreibt, und ein Sonett verfasst, das als Allegorie auf sich selbst (eben das Sonett) gedacht ist, sicherlich auch zutreffend.
Von der Worthaftigkeit eines Worts habe ich eine Vorstellung: seine Lautung, Länge, Betonung, die Figur, die es auf dem Papier zeichnet. – Was wäre seine Beweglichkeit? Seine Position im Vers, im Satz? Oder ist vielleicht mehr an eine inhaltliche Beweglichkeit zu denken? Und wo ist ein Wort zu Ende? Am Wortende? Oder reichte mot im genannten Beispiel weiter als seine drei Buchstaben, wie Du andeutest, und würde sich mindestens noch auf mobilité erstrecken? Das wäre dann eine Entgrenzung des Worts – eine grundlegende Form der Mobilität. Damit ließe sich die Sprachwissenschaft ärgern ..
Deine Fuchsgeschichte ist traurig.
Mensch und Menschen(bau)werk müssen weniger werden. Ich meine, vor Jahren irgendwo gelesen oder gehört zu haben, dass das Gewicht menschengemachter Bauwerke das Gewicht der Biomasse überwiegt. Also, wenn die Berliner SPD sagt: Bauen, Bauen, Bauen, dann sage ich: Abreißen, Abreißen, Abreißen! (Und Umwidmen natürlich: Kaufhäuser würden sich beispielsweise anbieten, oder Bürotürme – überall könnten Leute einziehen, nicht zum Konsumieren und Arbeiten, sondern zum Leben.)
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