Spichernstraße, da war ich schlafen gegangen.
Meist komme ich aus der U9. Auch die U3 steht zur Verfügung, aber Rathaus Steglitz ist kürzer als Oskar-Helene-Heim, diese U3 braucht ewig.
Aus den Übezellen tönt es.
Da die Stele, die der Gefallenen des Ersten Weltkriegs gedenkt – bei weitem nicht allen.
„Den treuen / Toten des / XXII. Reserve / Korps / 1914-1918.”
Auf einer Seite die Länderliste: „Belgien / Frankreich / Rußland / Galicien / Serbien”. Da haben sie wohl gekämpft. (Wofür?)
„Saat / von Gott / gesät, / dem Tage / der Garben / zu reifen.”
Ob sich den Quatsch Gerhart Hauptmann ausgedacht hat, dessen Bronzekopf ein paar Meter weiter steht? Kann (will) so ein Vers irgend jemandes Leid lindern?
Auf der Wiese kreiselt ein Wölkchen Hunde, in gebrochener Aufstellung darum herum ein ebenfalls kreiselnder Reifen aus Herrchen und Frauchen.
Jetzt geht’s ein Stück
An der Stelle habe ich auch mal Anne getroffen, mit ihrem schwarzen Pudel – Bobbie? – Ich erinnere mich, ihn mit „Eddie!” begrüßt zu haben, woraufhin sie sagte: „Nein, das ist doch Bobbie!” – Sie war wegen einer Juryarbeit in Berlin und trug Glitzermakeup. Das ist alles schon mal erzählt worden.
Sie hatten vermutlich im Haus der Berliner Festspiele zusammengesessen, auf das man geradewegs zusteuern würde, spazierte man denn am Ende der Meierottostraße
Jetzt geht’s ein Stück die Meierottostraße entlang: So hatte der Satz nämlich lauten sollen, doch der Hund sprang dazwischen.
über den Fasanenplatz und hielte sich dann rechts. Die Buchhandlung Shakespeare and Company liegt aber in der Ludwigkirchstraße, und das heißt: links.
Eddie und Bobbie waren aus einem Wurf, man konnte sie wirklich verwechseln, außer man sah sie zusammen auf einem Fleck. Das war jedoch nur in Wemb möglich.
Über die Uhlandstraße muss man rüber. Die Kirche St. Ludwig weist den Weg. Links und rechts Standblech.
Entweder noch vor Arbeitsbeginn oder im Laufe des Tages gehe ich hinüber ins Café Magnifique und kaufe einen Kaffee (Tasse bringe ich mit) und ein Stück Kuchen, vielleicht noch eine Belgische Waffel. Für den Fall, dass ich ungefrühstückt aus dem Haus gehe, ist das das einzige, was ich bis halb neun abends zu mir nehme. Dann bin ich wieder im Dickicht.
Das ist mein Weg zur Buchhandlung, drei Mal im Monat, seit dem 6.1.2014. (Dies Jahr durften sie nicht umherziehen, die Heiligen Drei Könige. Die Kirchengemeinden hatten für die Hausbewohner „gesegnete Kreide” – so sagten sie im Radio – bereitgehalten. Konnte man sich abholen und dann selber C + M + B auf die Tür schreiben. Also Kreide segnen sie, bei den Menschen werden Unterschiede gemacht – wenn es nach dem Willen des Vatikans ginge.)
Das Titelstück aus dem 2016 erschienenen Album Away With You von Mary Halvorson, das ich mir neulich aus Anlass meines Geburtstages bestellt habe, und zwar ganz luxuriös als Doppel-LP im Klappcover (nachdem ich mich vorher davon überzeugte, dass mein Schallplattenspieler mit 45 RPM klarkommt). Irgendwann voraussichtlich im Mai wird es hier ankommen. – Das Oktett besteht aus: Mary Halvorson guitar, Susan Alcorn pedal steel guitar, Jonathan Finlayson trumpet, Jon Irabagon alto saxophone, Ingrid Laubrock tenor saxophone, Jacob Garchik trombone, John Hébert bass, Ches Smith drums.
Ich habe das von Bandcamp hier reinkopiert und hätte gern die Instrumentenbezeichnungen gekürzt zu g, tp, as, ts, tb, b, dr, wovon ich abgekommen bin, weil ich nicht weiß, was das Kürzel für pedal steel guitar ist.
Das Mary Halvorson Quintet (g tp as b dr) ist vor einigen Jahren (2013) in der Reihe Tiny Desk Concert aufgetreten – hier anzusehen. Ein tolles Konzert, auch mit einem ganz besonderen Witz, wenn sich beispielsweise in der achten Minute alle (bis auf den Trompeter, der nur in seiner sonst kerzengeraden Haltung etwas nachgibt) zu Ches Smith umdrehen, der dann sein Zweiminutensolo hat.
Hatte ich von dem Drummer Joey Baron erzählt, der einmal im koreanischen Teehaus DaBangg in Friedenau aufgetreten ist (zusammen mit Greg Cohen und Elias Stemeseder), mit seinem Drumset eingeklemmt zwischen Außenfenster und Zimmerpflanze und eines seiner Soli damit beendete, dass er die Schlegel weglegte und mit seinen Händen über die Blätter der Pflanze strich?
Wahrscheinlich.
Heute ist Bents Geburtstag. Er wäre 68 Jahre geworden.