Francesca Naibo Namatoulee

„Auf die Frage, wie die Arbeit vonstatten gehen solle und welche Stücke ich aufnehmen wolle, antwortete ich, ganz Improvisatorin, dass ich das nicht wüsste. Aber in einem Punkt war meine Vorstellung davon, wie das fertige Produkt aussehen sollte, klar: es sollte sich von Live-Auftritten unterscheiden, bei denen die Stücke oft sehr lang ausfallen. Also kürzere Tracks, kleine Gemälde, Klangbilder.”*

Dies schreibt Francesca Naibo, Gitarristin aus Mailand, zu ihrem zumeist ganz ungitarristisch klingenden Schallplatten-Debüt Namatoulee (Aut Records, Berlin 2020), dessen vierzehn Stücke alle improvisiert sind und von der Musikerin – vielleicht um ihren jeweiligen Klangkosmos auf eine zugleich prägnante und offene Formel zu bringen – mit Titeln in Phantasiesprache versehen wurden („Mae Lougon”, „Teing Dol”, „Groff” u.a.).

Die knappe Angabe auf dem Cover zum verwendeten Instrumentarium: „guitar, objects, effects” –
wird in dem genannten Essay genau ausgeführt:

  • eine halbakustische Gitarre des Typs Godin 5th Avenue Kingpin für Linkshänder
  • ein Röhrenverstärker
  • eine klassische Gitarre
  • verschiedene Objekte (Präparierungen)
  • Effektgeräte („delay, overdrive, sound retainer, ring modulator”),

deren jeweiliges Funktionieren mir nicht klar ist, die aber mit dafür sorgen, dass die Musik auf Namatoulee nach allem möglichen klingt – nach einem Violoncello zum Beispiel -, aber selten an eine Gitarre denken lässt, jedenfalls nicht, wenn man (vergleichsweise!) konservativ ist wie ich und einen bestimmten klassischen Gitarrenklang im Kopf hat, den die Klangforscherin Francesca Naibo aber gerade vermeidet.
Sie ist auf neue Klänge aus, was auch mit ein Grund dafür ist, weshalb sie sich für eine halbakustische Gitarre entschieden hat: die Vermischung akustischer und elektrischer Klänge sei ein Eckpfeiler ihrer künstlerischen Arbeit.

Vielleicht schreibe ich einmal ausführlicher über Namatoulee, aber nicht heute. Übrigens singt Francesca Naibo auf zwei oder drei Stücken, ohne Text.

Hier ein Blick ins Aufnahmestudio:

* „Alla richiesta di chiarimenti circa l’organizzazione del lavoro e la tipologia di brani che avrei voluto registrare risposi, in perfetto stile d’improvvisatrice, che non lo sapevo. Un elemento era però chiaro nell’idea che avevo del prodotto finito: desideravo qualcosa di diverso dalle performance live, dove spesso i brani sono molto lunghi e sviluppati, e che includesse quindi dei pezzi di durata più contenuta che potessero costituire dei piccoli quadri, delle immagini sonore.”

Francesca Naibo Website
Aut Records Website
Francesca Naibo, „Namatoulee”, in: d.a.t. 7/2020, S. 108-124 [pdf]

Francesca Naibo Namatoulee. Francesca Naibo, Gitarre, Objekte, Effekte, Komposition. [46:32 Minuten]. Aut Records, Berlin [Juni] 2020. 12,00 Euro [Auflage: 300]

1 Kommentar zu „Francesca Naibo Namatoulee“

  1. In einer Sendung des BBC Radio 3 spricht Francesca Naibo über ihre Musik (ab Minute 17:21 bis Minute 26:45). Im Begleittext heißt es: „Francesca’s music is a unique and colourful sonic experience that explores the instrument’s acoustic and electric possibilities from roaring drones to microscopic vibrations.” – Die Sendung ist noch bis zum 23.12.2020 online. https://www.bbc.co.uk/sounds/play/m000q39m

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