„Alle wollen Sloterdijk lesen”, stellte mein Chef fest.
„Ich nicht”, beeilte ich mich zu sagen.
Es war sonst keiner im Laden.
Der Psychoanalytiker hatte das letzte Exemplar aus dem Fenster gekauft und noch einen Blick auf den Stapel Remittenden geworfen, der vor mir lag. Gerade schob er Füchse zur Seite.
„Ich warte auf Igel!” sagte ich, vermutlich hatte ich (m)einen vorlauten Tag.
Da gebe es ja ein Märchen, griff er meinen Einwurf auf.
„Von den Grimms?”
Wieder vorlaut!
„Ja, von den Brüdern Grimm”, bestätigte er, beinahe versonnen, und in einer ordentlicheren Formulierung als ich sie gewählt hatte, und dann erzählte er in groben Zügen das Märchen Hans mein Igel („Es war einmal ein Bauer, der hatte Geld und Gut genug, aber wie reich er war, so fehlte doch etwas an seinem Glück: er hatte mit seiner Frau keine Kinder. Öfters, wenn er mit den andern Bauern in die Stadt ging, spotteten sie und fragten, warum er keine Kinder hätte. Da ward er endlich zornig, und als er nach Haus kam, sprach er ‚ich will ein Kind haben, und sollts ein Igel sein’. Da kriegte seine Frau ein Kind, das war oben ein Igel und unten ein Junge, und als sie das Kind sah, erschrak sie und sprach ‚siehst du, du hast uns verwünscht.’”),
und als er geendet hatte, blieb mir gerade noch Zeit zu sagen, das sei ja eine tiefgründige Geschichte.
In einer Buchhandlung kriegt man immer was erzählt, wie hier ein Märchen, oder vielleicht auch ein kleines Referat über die zahlreichen Veröffentlichungen Hans Blumenbergs in katholischen Periodika, womit aber irgendwann recht plötzlich Schluss war, ohne dass Hans Blumenberg in seinem späteren Leben je einen Mucks über den Grund für diesen Bruch mit der katholischen Seite gemacht hätte. Bettina Blumenberg, die Tochter, habe diese katholischen Anfänge ihres Vaters rundweg abgestritten. Dazu eine abwinkende, resignative Bewegung. Solche Sachen. Eine Universität, aber informell, schon der nächste Satz handelt vielleicht vom BVB.
„Sloterdijk schlottert leicht”, diesen hübschen Vers kann ich wohl aufsagen. Dachte erst, er sei von Brigitta Falkner, aber jetzt glaube ich doch eher, dass er von Birgit Kempker stammt (aus Mike und Jane).
Samstag waren eine Freundin und ich in Mitte oder Prenzl’berg unterwegs, um Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen (nur Kaffee für sie), aber der Laden hatte auch Scones, weswegen dann neben dem Bienenstich auch ein Apfel-Zimt-Scone auf meinem Teller lag und später von dort verschwand.
Der Kassenmann tippte alles ein, „12.50” erschien auf dem Display.
„Machen Sie 13”, sagte ich.
Der Kassierer zögerte.
War ja eigentlich ein bisschen viel für nur zwei Kaffees und einen Kuchen (und einen Scone).
Gab’s ein Problem?
Dann fiel mir auf, dass die Kasse das Rückgeld anzeigte, ha ha.
Schön, wenn die Fahrradreifen über das Herbstlaub fitschen. Neulich muss es auch gestürmt haben, die Straßen waren ganz struppig.