Yvette hatte nur noch einen Termin freigehabt, um halb zehn, und obwohl es immer ein ganzes Stück zu fahren ist, habe ich zugeschlagen. Sie, mit rosa Haaren, stand mit einem Grüppchen Nachbarn vor dem Salon, den glotzäugigen Bruno an der Leine, Nachbesprechung einer Pöbelei durch einen Drogentypen, der einer alten Dame die Krücken weggehauen hatte, auch Yvette hatte was abbekommen.
„Die wachsen?!” sagte sie kopfschüttelnd in den Spiegel.
Die Polizei kam und kam nicht, das Geschimpfe ging schon los, da stellte sich heraus, dass der eine Nachbar, der angerufen hatte und jetzt in den Salon trat, nicht durchgekommen war, aber das hat er keinem gesagt, oder erst nach einer Viertelstunde, das hörte ich dann mit. Yvette verdrehte die Augen und wurde einsilbig. „Mit der Kommunikation muss noch besser werden nächstes Mal”, stellte der Nachbar fest und schloss vorsichtig die Glastür hinter sich. „Mannmannmann”, sagte ich, Yvette machte mit der Schere eine saubere Kurve um mein Ohr.
Corona war natürlich auch ein Thema. Dass die Coronaampeln alle auf Grün stehen: kann keine Rede von sein! (Möglich durchaus, so wie die Berliner social distancing interpretieren. Schon die Bezeichnung Mund-Nasen-Bedeckung ist nicht zu vermitteln, die Leute haben ihre Maske wie ein Pflaster unterm Kinn, oder gerade eben bis unter die Nase gezogen, und Verweigerer gibt es auch.)
Bruno schlief. Der Hund wird schnell müde.
Im Salon habe ich nur wenige Veränderungen wahrgenommen. Anstelle der üblichen Kaffeebecher stand neben der Kanne eine halb aus der Plastikfolie gepulte Stange Pappbecher auf dem Tisch, außerdem die Plastikpackung mit Kaffeeweißer und Plastikstäbchen zum Umrühren. Das Silberlöffelchen für den Kaffeeweißer war aus dem Verkehr gezogen worden, aber sachte kippen geht ja auch.