Cosy Wasch

Jetzt komme ich langsam aus meiner Covid-19-Depression heraus, die mich vielleicht einen Monat lang gefangengehalten hatte. Ich kommentiere wieder den Verkehr, ein gutes Zeichen. Heute beobachtete ich mich, wie ich einem SUV-Fahrer, der sich auf der Rigaer Straße breitmachte, hinterhersagte: „Na, hast du genug Platz mit deiner scheiß fetten Karre?” Rede ich so? Offenbar ja. Lieber begrüße ich die Tierwelt. „Na, Täubchen? Lass was über.” Die Wildschweine, die in unserem Garten die Blumenzwiebeln gefressen haben, habe ich aber nicht begrüßt, sie kamen auch spät, übrigens kurz nachdem die Wildschwein Info im Briefkasten lag, da schlafe ich normalerweise. Nur einmal wurde ich wach, als sie mit Radau das Tor zum Garten aushebelten. Bei dem anderen Tor hatten sie bei früherer Gelegenheit einfach die Klinke heruntergedrückt, nach Menschenart. Schlau sind sie! Vorm Fenster sah ich dann zwei der Genossen im fahlen Licht ‚grasen‘, Jung und Alt. Possierlich durchaus! Das war vorletzte Woche.

Im übrigen habe ich eine Woche lang in Charlottenburg Pflanzen gegossen und fand es wunderbar, einmal für längere Zeit allein zu sein.
Mit Französisch habe ich mich weiter regelmäßig beschäftigt und mir von déboulonner (vom Sockel stürzen) bis trésorier municipal (Stadtkämmerer) allerlei Wörter aufgeschrieben. Richtig muttersprachliche Skills – geschweige denn Mimik wie hier bei Aymeline Valade – werde ich wohl nicht hinkriegen, aber egal, it’s about progress, not about perfection, wie es bei Duolingo heißt.

Ich warte auf die drei Hefte von Transistor.
Donnerstag traf ich mich mit zwei Freunden auf ein Bier vor dem Slumberland in Schöneberg – ein Ereignis.

3 Kommentare zu „Cosy Wasch“

  1. Na, das ist doch ein feiner Eintrag! Bei Mimik stelle ich fest, dass es auch dort zeitgeschichtliche Entwicklungen gibt. Das Video wirkt ziemlich kosmopolitisch gefärbt. Macht Spaß, anzugucken. Aber Deine Sprache im Extrem – weiah! Was würde unser seliger Vater dazu sagen? Bei SUVs im Stadtbild aber bedingt nachvollziehbar. Jetzt bin ich schon sooooo alt, aber als wir letzten Montag laut in der Runde vorlasen und bei meinem Part solcherlei Ausdrücke vorkamen, kostete es mich gehörige Überwindung. Ach, meine liebe Sprache!
    Ich sehe, dass bei Dir wieder zeitgenössischer Dichtung angewolkt kommt. Bin gespannt auf den Niederschlag hier auf der Seite.

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  2. Die Ausdrücke – es gibt Leute, die schießen ihre Fotos so, dass nie ein Strommast, Mülleimer oder Auto darauf zu sehen ist. Kann man machen. Aber ich schieße meine Fotos anders.
    Auf die Zeitschrift freue ich mich schon, ebenso auf den neuen Gedichtband von Sonja vom Brocke (wurde auf Juli verschoben). Aber jetzt lese ich erst mal meine aktuellen Sachen fertig, eins nach dem andern!

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  3. Noch etwas zum Vorfreuen: https://www.suhrkamp.de/buecher/werke_in_vier_baenden-thomas_kling_42955.html, und https://www.suhrkamp.de/buecher/sondagen-thomas_kling_22500.html
    DuMont hat sein Interesse an Thomas Kling nach 2006 verloren. Gut, dass er jetzt (wieder) bei Suhrkamp ist. Hoffentlich teilt der Verlag die Erstdrucke z.B. der Essays mit (DuMont hatte da geschlampt).
    Es gab auch ein aus früheren Arbeiten zusammengeschustertes Erinnerungsbuch von Hubert Winkels – wiederum ohne Hinweise auf Vorfassungen. Solche Schludrigkeiten kann ich nicht leiden, sie sind einem Feinarbeiter wie Thomas Kling gegenüber auch eine Frechheit. Marcel Beyer, mach’s besser!
    Ach so, à propos: https://www.suhrkamp.de/buecher/daemonenraeumdienst-marcel_beyer_42945.html

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