Bildnis mit Bienenstich / im Anzug

Foto: Ulrich Reul

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Ostbelgien als Urlaubsziel natürlich auch deswegen, weil mein Vater von dort kommt – nur dass es zu seiner Zeit noch Preußische Rheinprovinz hieß: Der Kreis Eupen gehörte von 1816 bis 1920 dazu, danach wurde er belgisch. 1920 war mein Vater, der heute vor hundertacht Jahren geboren wurde, neun Jahre alt. Es gab dann einen Umzug, nach Gelsenkirchen: Heimatverlust und Kulturschock. Den Eupener Zungenschlag behielt er sein Leben lang, und immer war die Freude groß, wenn Goldschmied Peter Bücken aus Kohlscheid bei Aachen kam, der hatte drei, vier Reisfladen dabei, eine Spezialität der Region: Kindheitserinnerung, auch für mich jetzt.

Foto: Bernward Reul

Das obige Porträt entstand 2007, knapp ein Jahr vor seinem Tod. Dies hier ist von 1996. Anzugträger war mein Vater nicht zu allen Gelegenheiten, der vornehme Auftritt deutet auf einen festlichen Anlass hin; ich bezweifele, dass es der fünfundachtzigste Geburtstag war. Wahrscheinlich was anderes. Eine Ausstellung? Obwohl, dass ich jetzt meinen Bruder, den Gewandschneider, gebeten habe, mir einen Anzug zu nähen, hing durchaus mit einem Geburtstag zusammen. (Ich muss unbedingt zu Knopf Paul, wegen der Knöpfe: viel mehr, glaube ich, fehlt nicht.)

Ich könnte mehr schreiben, aber nebenan ist noch ein Rest Pfannkuchenteig von gestern, im Kühlschrank entsteinte Kirschen, soll beides nicht schlecht werden.

Dank an meinen (anderen) Bruder für die Bereitstellung der Photographien.

2 Kommentare zu „Bildnis mit Bienenstich / im Anzug“

  1. Knöpfe: Gestern endlich bin ich zur Zossener Straße gefahren, zu Paul Knopf bzw. Knopf, Paul – in beiden Varianten steht es an der Fassade. Pauls Partner hat mich allwissend beraten, war aber auch etwas verzweifelt: er müsse den Anzug sehen, sagte er zu wiederholten Malen, nur so ließe sich feststellen, ob dieser einen ‚lauten‘ Knopf vertrage (oder sogar erfordere), oder eher einen ‚leisen‘ benötige. Weil grundsätzlich verschiedene Materialien zur Auswahl stehen, habe ich, die Suche zu verkürzen, „Horn” als Stichwort angegeben; das kam Andreas – hieß er so? jedenfalls stellte er sich zum Abschied mit seinem Namen vor; ich tat es ihm gleich; mit leicht schräg gelegtem Kopf befand er freundlich lachend, ich sehe auch aus wie ein Meinolf (kann das jemand bestätigen?) – es kam ihm zupass, denn er ist ein Freund von Naturmaterialien (Paul auch), die Ecke mit den synthetischen Dingern: er sträubte sich geradezu, dort nach Passendem zu suchen. Ich habe nicht danach gefragt, aber es fiel ihm ein, dass mein Bruder eine Quittung gebrauchen könne, wenn er doch Schneider sei. Außer zwei Hornknöpfen kamen noch zwei aus Steinnuss darauf, zusammengefasst: „Knöpfe”. Ein rundes Papier mit den Öffnungszeiten (dienstags 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr, mittwochs und donnerstags 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr, freitags 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr, samstags und montags geschlossen) gab es hinzu, für alle Fälle. Die Öffnungszeiten seien ein Luxus, aber Paul habe lieber fünfzig Euro weniger und dafür mehr Zeit, sagte Andreas. Zur Arbeit kam ich eine Viertelstunde zu spät, aber ich hatte es vorher angekündigt, und es war kein Problem, bin ich abends bis sieben geblieben, ging als einer der letzten.

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