Mit großer Verspätung habe ich gerade Dickicht mit Reden und Augen (2013) gelesen, den dritten Gedichtband von Steffen Popp. Es scheint mir im Vergleich zu Wie Alpen (2004) und Kolonie Zur Sonne (2008) ein eher schwaches Buch, jedenfalls verließ mich der Verdacht nicht, hier werde zur Hälfte geblufft – Bluff im Sinne einer Produktion, die nicht ernsthaft gerechtfertigt ist. Die lobenswerte Ausnahme bildet der dreizehnteilige Zyklus über eine Kindheit und Jugend in der DDR, „Narrativ” überschrieben (worüber man streiten kann: Wäre „Beton”, auch in der Abfolge von „Vom Meer”, „Wälder”, „Von Zinnen” – die Überschriften der vorhergehenden Kapitel -, nicht besser geeignet gewesen?) In diesen eindringlichen Gedichten ist Steffen Popp auf der Höhe der Kunst, hier ist er nicht der leichtsinnige Spieler, der sich mit kombinatorischen Tricks selbst in die Parade fährt, und für sie hat er den Peter Huchel-Preis tatsächlich verdient.
Jetzt freue ich mich, seine zuletzt erschienenen Gedichte zu lesen, 118 (2017).
Steffen Popp, Dickicht mit Reden und Augen. Gedichte. 88 Seiten, broschiert. kookbooks, Berlin 2013.
Steffen Popp, 118. Gedichte. 144 Seiten, broschiert. kookbooks, Berlin 2017.
Zu Kolonie Zur Sonne siehe auch hier.