„es ging los mit dem abstrakten da war ich acht“
Linus Westheuser, zitiert von Charlotte Warsen
Wer sagt denn, dass der Sinn eines Gedichtes in den Worten liegt? Vielleicht liegt er in der Form?

Vom Speerwurf zu Pferde ist das Debüt von Charlotte Warsen. Bei seiner Veröffentlichung 2014 fand es wenig Aufmerksamkeit – Jan Kuhlbrodts Kritik im Signaturen Magazin und Fabian Thomas‘ Kritik bei Fixpoetry waren Ausnahmen (beide online). Darum mag es vertretbar sein, obgleich mit Verspätung, nun noch eine dritte Besprechung nachzuliefern, zumal ein zweiter Gedichtband angekündigt wird.
Ein Zyklus, „flu flu fieder“, so fluffig und fluid wie sein Name, steht am Anfang: zwölf zeichenartige Gedichte von zwischen fünfzehn und fünfunddreißig Wörtern Umfang, auf je drei Verse verteilt, kurz – lang – kurz. Einrückungen, Kursivierungen, Leerstellen und ein weitgehender Verzicht auf Satzzeichen – übrigens wiederkehrende Charakteristika der Gedichte in Vom Speerwurf – ergeben eine hohe formale Variabilität, Beweglichkeit und Vieldeutigkeit. Teilweise kehrt sich die Leserichtung um oder sie wird suspendiert. Die Sprache rückt selbst als Gegenstand ins Bild. Sie wahrt größtmögliche Abstraktheit, lässt Raum für Assoziationen, z.B. wenn in der Fügung „meine mode ist ganz hautig“ nicht nur ein Mit-der-Mode-Gehen aufgerufen wird (heutig), sondern auch Material (Leder) und Zuschnitt (skinny fit), und natürlich die Haute Couture.
[…]
Nach langer Pause habe ich wieder eine Kritik geschrieben, die in Kürze bei satt.org/literatur erscheinen wird. Die Schreibzeit von gut einem Jahr ist meiner 40-Stunden-Woche geschuldet, sorry for that.
Link zur vollständigen Kritik: http://www.satt.org/literatur/18_02_warsen.html
Auch bei textem: http://www.textem.de/index.php?id=2876
- Charlotte Warsen, Vom Speerwurf zu Pferde. Gedichte. 78 Seiten, Klappenbroschur. luxbooks, Wiesbaden 2014. 19,80 Euro
Es hat schon etwas beruhigendes – zu wissen jemand schreibt Gedichte – statt täglich zwanzig Snapchat auf die Netzwelt loszulassen … Liefs Tobias
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Oh, das finde ich auch, allerdings! Liebe Grüße, Meinolf
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Heute habe ich erfahren, dass der ganz zu Anfang zitierte Satz (der am Schluss der Kritik noch einmal wiederholt wird) nicht von Charlotte Warsen, sondern von Linus Westheuser stammt: Charlotte Warsen zitiert ihn auf ihrer Website. Ich korrigiere das hier, die Verbesserung bei satt.org folgt nach.
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