Post-Post

Angeregt vom epizentriker, der trotz vielfachen Drängens, seine Beiträge doch als Groschenhefte zu produzieren und an seine Follower zu verschicken, auf stur stellt („Was ist der Mehrwert?”), möchte ich den kommenden Post in Briefform oder als Fax versenden, also oldfashioned analog.
Es handelt sich um einen Beitrag – weiß nicht, ob er angenommen wird – für die Berliner Zeitschrift Abwärts, deren kommende Ausgabe unter dem Thema „Lyrik wäscht sich nicht” steht. Ich habe dazu ein „Schmieriges Gedicht” geschrieben, nur eine Seite, keine Angst.
Wer Interesse hat, möge sich bitte melden. Die unter Pseudonym schreibenden Blogger müssen ihr Pseudonym keineswegs aufdecken, sie müssten nur Sorge tragen, dass ihr Briefkasten – oder der Briefkasten an der von ihnen angegebenen Adresse, wenn es nicht ihr eigener ist – an einem bestimmten, noch festzulegenden Tag mit dem entsprechenden Namen versehen ist.
Selbstverständlich ist auch die c/o-Adressierung an den örtlichen Bäcker oder Krämer möglich.
Für Berliner Empfänger hinterlege ich den Text auf Wunsch an öffentlichen Orten, da muss dann nur das Timing stimmen.

12 Kommentare zu „Post-Post“

  1. Jetzt find ich´s fast schade, nicht in Berlin zu wohnen – das mit dem zeitlich abgesprochenen Hinterlegen hat so was herrlich Konspiratives…!

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    1. Jaja, die Schlapphüte mit ihren eigenen Methoden schlagen!
      Ich muss mich mal erkundigen: Es gibt ja auch die Möglichkeit, Texte, Fotos usw. auf einem Server abzulegen, zugänglich nur gegen Passwort. Das wäre vielleicht die digitale Variante der beschriebenen Berliner Option.
      Viele Grüße!
      M.

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      1. Aber das wäre ja schon wieder nur der halbe Spaß… Mir schwebten da eher Trenchcoats, Sonnenbrillen, angeklebte Schnurrbärte und Gucklöcher in aufgeschlagenen Tageszeitungen vor. Ach, fast hätte ich die französischen Zigaretten und den schwarzen Kaffee vergessen.

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    2. Perfektes Setting, das Du da beschreibst! So weit habe ich gar nicht gedacht, ich wollte einfach durch langes Stirnrunzeln eine imaginäre undurchschaubare, mysteriöse Wolke um mich breiten, und alle, die man dann gefragt hätte: Wie sah er denn aus? hätten vollkommen verschiedene Sachen gesagt.

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  2. Lieber Moritz,
    „trotz vielfachen Drängens“ — was bin ich für ein hartherziges Schwein!
    Die Wahrheit ist doch einfach: Ich hab keine Zeit. Abends, wenn mir zwischen dem Biertrinken mal ein halbes Stündchen bleibt, setze ich mich hin und werkele am nächsten Beitrag. Ich muss ja alles allein machen! Wann sollte ich mir genug Zeitraum freischaufeln, um Lektoratstätigkeiten im alten Verstande (also nicht nur: abbügeln oder wegnicken, sondern: veredeln, korrigieren, bemuttern) durchzuführen?
    Es tut mir leid, ich schaff’s nicht.
    Da ich Dich kenne, zögere ich, so ein „Schmieriges Gedicht“ zu bestellen. Ich habe Angst, dass Du da wieder über den Text hinausgehst und die Schmierigkeit auch ins Medium, ins Materielle, womöglich in eine dark matter verlegst …
    Dein Epi

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    1. Lieber Epi,
      Deine Befürchtung, Angst gar, mein Gedicht betreffend, ist teilweise unbegründet. Ich bin ja nicht Piero Manzoni. Es bleibt also alles papieren und ist eher humoristisch, würde ich sagen, eine Mischung aus Klängen, Rhythmen und dialektalen Anleihen, durchaus zum Vortrag geeignet, wenn auch nicht zu allen Anlässen, versteht sich, und nicht vor jedem Publikum. So gesehen ist es kein Anlassgedicht, auch wenn es einen solchen gab, nämlich die Äußerung eines von mir geschätzten Kritikers, der anlässlich der Nominierung Jan Wagners für den Preis der Leipziger Buchmesse festgestellt hatte: „ … außerdem besitzt er perfekte Umgangsformen und nutzt sein Dichtertum nicht als Ausrede für schlechtes Benehmen und mangelnde Körperhygiene.”
      Das war zweifellos witzig gemeint, aber die linken Abwärts-Autoren haben es als Herausforderung aufgefasst … Es ist ja auch keine dezente Bemerkung, das ist wahr.
      Übrigens tut sie nicht nur Bertolt Brecht unrecht („Waschen verdirbt das Talent”, zitiert ihn die Abwärts-Redaktion), sondern auch Jan Wagner, dessen Gedichten immer wieder eine Putzigkeit nachgesagt wird, die sie nicht haben – nicht ungebrochen, müsste man zumindest sagen.
      Was Deinen Blog angeht, so verstehe ich, dass Deine zeitlichen Kapazitäten nicht ausreichen, um eine Heftchenreihe zu starten. Vielleicht werde ich mir tatsächlich selbst sone Dinger basteln, sobald ich mir einen Drucker angeschafft habe. Aber erstmal stehen andere Anschaffungen an.
      Viele Grüße
      Dein Moritz

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    2. Übrigens bin ich bemüht, mich sprachlich dahingehend zu kontrollieren, dass ich Menschen nicht als Schweine bezeichne, sondern allenfalls als Schweinebacken. Ich hätte auch kein Problem damit, die Hysterikerin Barbara Schöneberger gegenüber Dritten als Miss Piggy zu apostrophieren, aber es ist mir lieber, nicht an sie zu denken. Neulich beim Grand Prix d’Eurovision de la Chanson war sie leider unvermeidlich. (Ich war für Belgien und Norwegen. Deutschland fand ich auch ganz gut, nur den Auftritt etwas überarrangiert, was natürlich auch für Belgien zutrifft, aber da hat es mich gar nicht gestört. Leider haben fast alle auf Englisch gesungen.)

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  3. Drittgedanke, das ist wahr, und darum kann ich nicht widerstehen, trotz berechtigter Einwände von epizentriker. Also, Sprachwitz, laß ‚rüberwachsen. Ich schreib eine email zu: mögliche Zeit und Ort. Gerade gibt’s wieder Straßenwut: überlebender Radfahrer auf dödeligen Autofahrer. Allen Radlern sichere Fahrt!

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    1. Gut, gut. Gleich morgen früh werde ich in die Bruno Lösche Bibliothek gehen und ein paar Ausdrucke machen (minimum 2).

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  4. ja! ich will auch! post! her mit der leibhaftign haptik eines papierblatts! und wenn ich in berlin wäre, wöllt ich auch so konspirativ subversiv undercover wo rumstehn und auf hinterlegtes lauern. aber i bin ja in bayern … also, mail mit anschrift kommt später, da eben aufm sprung u dies nur jetzt so ein rascher freudiger spontanschnörksel, weil die idee mir muy gut gefällt.

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  5. Erste Lesermeinungen: „Ganz famos!” (Leser 1, revanchierte sich mit dem Personenverzeichnis zu Goethes Hanswurst). – „Du hast mit dem Titel nicht zu viel versprochen.” (Leser 2). – „Knies fehlt.” (Leser 3).
    PS. 31.5. „Die Datei ‚Schmieriges Gedicht’ kann nicht geöffnet werden, da ihr Inhalt Probleme verursacht.” (Leser 4 zitiert sein Word-Programm)

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