Der Schriftsteller Christian Schulteisz hat sich der Mühe unterzogen, Titel von Büchern und Plattenalben der Jahre 2013-2015, die die Formel „Alles was” verwenden, zu sammeln und in ein Listengedicht zu fassen.
Welche Schlüsse lassen sich aus der Verbreitung dieser gnadenlosen „Alles was”-Diät ziehen?
Das wäre eine Frage an einen Soziologen.
Vielleicht ist es einfach nur ein nicht weiter bedeutungsvoller Ausschnitt aus dem alltäglichen Gebrabbel.
danke für den hinweis, m., das schulteisz’sche listengedicht kannt ich nicht, hab es grad aufgeschlagen im parallelfenster. wegen der aus dem „alles was“-wahn(sinn) zu ziehenden schlüsse, nach denen du fragst – nur so unpoliert denk ich, dass bei den rezipienten solcher „ratgeber“ womöglich verunsicherung, ängstlichkeit, angst in vielerlei facetten eine rolle spielt; auf seiten der sender: die absicht, macht zu erlangen, kontrolle, abhängigkeit, infiltration, erodieren von selbständigkeit im denken, handeln; mir kommt vor, das sei der unserer kultur der weltergreifenden konzerne gemäße ersatz für andere, via religion transportierte handlungsanweisungen und gebote. und es ist auch gebrabbel, ja, wobei meine arbeitshypothese bei gebrabbel die ist, dass es häufig die funktion hat, etwas zu überdecken, was nicht wahrgenommen werden soll bzw. lücken, mängel, wunden, schmerzen (nicht körperliche) zu kaschieren.
(bitte um nachsicht für mein pathos hier …)
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Liebe I., danke für den Kommentar, ich stimme Dir völlig zu. Ich glaube auch, die absurde Häufung von „Alles was”-Titeln ist ein Zeichen für Panik / Panikmache, für Hyperventilation, Kopflosigkeit und (erstaunlicherweise auch) Tiefschlaf und Hypnose. Lauter heiße Luft … die aber davon ablenkt, dass da Leute die Welt in Brand stecken (wie Naomi Klein sagt). – Ich habe mich wirklich gefreut, als mir letztes oder vorletztes Jahr ein in Sandpapier gebundenes Handbuch der Ratlosigkeit unter die Augen kam (das ich aber nicht weiter kenne): welche Erleichterung inmitten des Ratgeber-Terrors!
Wenn ein System so kaputt ist wie unser lieber Kapitalismus, dann müsste man doch eigentlich allenthalben hören: „Mir fehlen die Worte” – wären auch ganz gute Letzte Worte, nebenbei … -, doch nein, stattdessen Gebrabbel (wozu ich z. B. auch die vollkommen irrelevanten Wasserstandsmeldungen der Bundesanstalt für Arbeit zählen würde), dessen Funktion Du meiner Ansicht nach treffend beschreibst. (Deiner Aufzählung ließe sich noch Wahrheit hinzufügen.)
Dein Pathos (findest Du?) stört mich überhaupt nicht.
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