Snickerstorte

E. schickte mir, kopiert auf fünf DIN A3-Blätter, ein ZEIT-Interview mit Wolf Haas („Warum lieben
wir Krimis?”) – lesenswert!
Drei Zitate daraus:

„Aus dem Vollen zu schöpfen ist selten eine Haltung, die zu interessanten künstlerischen Arbeiten führt. Formale Beschränkungen sind wie eine Batterie, die Strom erzeugt […].”

„Ich glaube, dass das Explizite ein Fehler ist.”

ZEIT: Wieso erzählen Sie Ihre Geschichten immer so indirekt, mit einer Brechung?
Haas: Weil ich finde, dass die Literatur dafür da ist. Ich verstehe die Direktheit nicht.
Ich habe mal ein Interview mit einem Jazzgitarristen aus den sechziger Jahren gelesen,
Wes Montgomery, und der hat den schönen Satz gesagt: ‚Ich kenne die Melodie, du kennst
die Melodie, warum soll ich sie spielen?’”

Vielen Dank, ich habe mich gefreut und werde es sorgsam aufbewahren!
Und nein, Vile Bodies habe ich noch nicht angefangen.

Für ein paar Tage war H. zu Besuch. Gestern waren wir im Café Buchwald, heute zeigte ich ihr die
AEG Turbinenfabrik. Aus den Kästen vor der Buchhandlung nahm sie sich den Katalog der Kurt Wolff Stiftung mit und die Wagenbach’sche Zwiebel, die sie dann aber doch nicht mehr haben wollte.
Ich tat sie in den Kühlschrank. Ich hab auch Juxmomente.
Für die U-Bahn überlegten wir uns ein Fake-Gespräch darüber, wie es neulich beim Engländer war („Von der Snickerstorte schafft man nur ein Stück!”, „Aber die fritierten Ananasringe …!”, „Auch gebraten sind Marshmallows lecker, doch verlieren sie die Form”).
H. meinte, ich mache zu viel „Gewese” um die Erdbeere.
Sie staunte über den Straßenstrich Kurfürsten Bülow Potse, beglückwünschte mich zu Freddys Waschsalon in der Gotzkowskystraße und war verblüfft, dass ich ein Bett habe. – T. hatte sich, als er hier gewesen war, an Wohnsituationen erinnert gefühlt, die er „aus Schwellenländern” kannte.
Daran dachte ich gleich, behielt es aber für mich. Nicht den Gegner munitionieren.

Als Freitag vormittag tschilpend ein Spatz vor der Ladentür saß, sagte ich: „Nein, Vögelchen, nein”
und tat einen Schritt auf ihn zu – dabei bemerkte ich seinen Kumpel. Dieser flatterte gehorsam hinaus.

5 Kommentare zu „Snickerstorte“

    1. Das stimmt, lieber Freund, aber hinsichtlich des Schockeffekts ist „Snickerstorte” schon okay (und die gibt’s ja wirklich!).
      Fünf Erdbeeren werde ich im Sommer wohl abernten können.

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  1. Eine bunte Wundertüte dieser Blogeintrag. Ich gratuliere zum Erdbeer-Abenteuer. Snickertorte ist der Hammer. Bei uns ist es oft Smartytorte zum Geburtstag, schön knallig und dekadent, wie Deine übrige Aufzählung. Montgomerys Satz gefällt mir. Grüß mir die Spätzkes.

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    1. Spatzen gibt’s ja hier erfreulich viele. Vor der Tür von Freddy Leck sein Waschsalon steht immer eine kleine Schüssel für sie parat. Auch Staubbädern sind sie nicht abgeneigt.
      Bis morgen! – Sollten die Bücher ankommen, schnapp Dir gleich eines!

      Gefällt 1 Person

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