Es war Micheles neapolitanische Freundin, Stefania, die mir damals – zehn Jahre ist es her – zeigte, wie man den Schaum macht. Man stellt die Caffettiera auf die Gasflamme, bleibt daneben stehen, behält sie gut im Auge: Wichtig sind die ersten Tropfen Kaffees, die aus dem Steigrohr rinnen. Diese gießt man ab – schnell! – und verquirlt sie mit zwei, drei Löffeln Zucker. Die Kanne kommt wieder auf die Flamme, bis das Röcheln zu hören ist – ein unschönes, endgültiges Geräusch! -, das mit einem Spucken meldet, dass der Kaffee fertig ist. Man verteilt nun den Zuckerschaum auf zwei Tassen (für mehr wird es nicht reichen) und gießt darüber den frischen Kaffee.
Ich habe heute morgen wieder nicht daran gedacht.
Ein Abendessen auf der Terrasse. Serena war da und dottor Casu, ihr Mann, liebenswürdig und stur, der mich mit seinen roten Haaren an Ezra Pound erinnerte (der vielleicht nicht rothaarig war), ich weiß nicht, wer noch. Cristina sagte, ich müsse das gebratene Schweinsohr essen, um zu bezeugen, dass ich wirklich Sarde wäre. Sie legte es mir einfach und feierlich auf den Teller, wo es steif und ledern lag, seitlich geneigt wie lauschend. Alle schauten mit stummer, heiterer Neugierde zu mir hin, aber auch mit dem Ernst, der sich mit jeder Initiation verbindet. Ich nagte am Schweinsohr, so gut es ging, es war das widerspenstigste Essen, das man sich vorstellen kann. Man möchte es beißen und beißt stattdessen auf die Zähne …
Meine Tischgenossen waren lustig und lachten.
Eine Windbö erfasste eine der Servietten, sie flog langsam auf, stieg über unsere Köpfe hinweg, leicht wie das buntbedruckte Papier, in das früher die Orangen eingewickelt waren, als hauchfeiner Panzer, als fliegengewichtiges Mäntelchen sie ruckelnd umfangend, wenn wir sie im Spiel über das Parkett rollen ließen. Da waren wir Kinder, Weihnachten oder Ostern. So schnelle Schildkröten wurden nie mehr gesehen.
Die Serviette hatte die Höhe des Dachfirstes erreicht, schwebte darüber hinweg.