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Die Klingelmelodie war eine 5-Ton-Sequenz, die sich auf dem Papier, verbände man die Noten miteinander (wie Sternbilder auf einer Himmelskarte, zum Beispiel), wie ein nicht ganz zu Ende gezogenes U ausnehmen würde. Die Frau klappte das Telefon auf und sagte mit rauher Stimme in einem gleichbleibend freundlichen, erwartungsfrohen Tonfall, durchsetzt mit kleinen, unregelmäßigen Pausen:
„Allo? Allo? Allo? Allo? Allo? Allo? Allo? Allo? Allo? Allo?”
Dann beendete sie das Telefonat, sie musste auch sowieso aussteigen.

Mein Friseur ist in der Crellestraße. In der halben Stunde, während derer ich warten musste, setzte ich mich in ein Café, nach draußen, es war ja warm. Die ausgefahrenden Markisen wurden zurückgekrault, und ich kniff mein linkes Auge zu und blieb in der Sonne. Blüten flogen zielstrebig von den Japanischen Kirschen ab, die ringsum standen.
Den Platz neben mir hatte ein kleiner Junge besetzt, der ein Glas mit Eiswürfeln in der Hand hielt, die er langsam ‚trank‘, wobei er – in undurchschaubarem Exerzitium auf dem Stuhl kletternd – aus der Sitzposition heraus auf die Knie ging, aufstand, sich wieder niedersetzte, hinkniete, aufstand usw., wie vielleicht ein eckiges Rad sich mit Mühsal auf einer derben Straße dreht.
Dann sprang er auf, um mit seinem Spielgefährten auf den Steinblöcken herumzuturnen, die dort, etwas unterhalb der Kreuzung Crellestraße / Helmstraße, Teil einer eng umzirkelten Grünfläche sind, und die ihn ebenso zu rastloser Bewegung anspornten wie zuvor die kleinen Eisblöcke in seinem Glas.

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