Langweilig

Sibylle Lewitscharoff, Martin Mosebach, Gustav Seibt, Denis Scheck: das ist doch eine gute Zusammensetzung, dachte ich, und fuhr zum LCB, wo Mosebach aus seinem neuen Roman, Das Blutbuchenfest, las, der nächste Tage erscheint. Das war aber schon die erste Enttäuschung, dass es nicht um Killmousky, das angekündigte neue Werk Lewitscharoffs ging. Sie war hier nur Randfigur, Exegetin, Lobende (Mosebach als Erbe Doderers, Mosebach als Humorist).

Die Lesung zweier Kapitel (von 33) bildete den Kern der Veranstaltung. Es war eine Lektion in Langeweile. Frischs Unterscheidung von Anrege- und Respektautor im Kopf, entschied ich mich gegen beides. Im Publikum gab es Lacher, ich aber hörte bei jedem Satz Stuck oder Mörtel aufs Parkett rieseln und dachte, dass Bildung und Kultiviertheit Narrheit nicht ausschließen. „Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?” – Georg Christoph Lichtenbergs Frage.
Bei beidseitiger Hohlheit ist die Resonanz jedenfalls am größten.
Dass die Herrschaften keine Perücken trugen!

Gustav Seibt charakterisierte Das Blutbuchenfest als „frei” und hob die Beschreibungen von Dr. Glücks Liebesleben hervor, die man allerdings, da die Lesung ja im „Familiensender Deutschlandfunk” übertragen werde …
„Die rattenscharfen Passagen wurden schon vorher gesendet!” platzte Scheck dazwischen.
Als Lewitscharoff von „stilistischen Protuberanzen” sprach, klang immerhin etwas Wahres an. Insgesamt überwog aber der Eindruck von Falschheit, von Unechtheit und Unangemessenheit, so als lobe man die roten Bäckchen einer staubigen Puppe.

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