Tiere in der Buchhandlung

Vögel waren die Ausnahme, standen aber nicht an letzter Stelle. Einmal streckten die Kinder des Organisten ihre Köpfe vorsichtig durch die Türöffnung und fragten höflich, ob sie ihr Kaninchen mit in die Buchhandlung nehmen dürften. „Ja, macht mal!” sagte ich, und da schoben sie einen Kinderwagen herein, und darin lag es.
Im übrigen wären vor allem Hunde zu erwähnen, deren meisten ich mit Namen kannte: Till, ein schöner Königspudel, den Frau D. mitbrachte. Indi, der Hund von Pastor S., ein Foxterrier, das bravste Tier von allen, was auch an den Leckerchen liegen mochte, die Pastor S. immer bei sich führte und freigebig auch an andere Hunde verteilte. Indi habe ich nicht mehr gesehen, denn sie ist gestorben, aber Pastor S. sehe ich hin und wieder, erinnere mich auch noch gut daran, wie er einmal in der Fußgängerzone langsam an mich heran radelte und mir erst in den Rücken, dann auf Augenhöhe und schließlich sich halb zurückwendend, und dabei immer gemächlich in die Pedale tretend (der Sattel war ganz niedrig gestellt), die kurzgefasste Geschichte vom plötzlichen Tod des Altbischofs Lettmann in Jerusalem erzählte.
„Er ist in der Geburtskirche umgekippt! Ist das nicht schön?!”, meinte er mit breitem Christenlächeln, das sich nun stetig entfernte, er war auch schon fast zu Hause.
„Kann man sagen, ja!” rief ich ihm nach.
Jutta war der ungewöhnliche Hundename eines Mops‘, die Besitzerin hatte ihn nach einer früheren Geliebten benannt. Flore wiederum war ebenfalls ein Pastorshund. Er kam eines Tages ohne Begleitung mit Schwung mitten in den Raum gelaufen. Glücklicherweise trug er eine Hundemarke. Der Anruf ergab, dass er zur Kirche gegenüber gehörte, Rudi, der Gärtner, hatte ihn schon vermisst.
Nach vielen Monaten kam Flore abermals herbeigelaufen, ich erinnerte mich an sie. „Kommst du mit zu Rudi?” sagte ich ihr auf die Nase zu. Sie trabte leicht neben mir her.

Paulchen, der fröhliche Rowdy

Mit dem Thema Hunde verbinde ich vor allem Paul, einen Großen Münsterländer, auf den ich manchmal aufpasste, wenn seine Besitzerin arbeiten war. Wir sehen uns nur noch selten, es braucht etwas, bis er erkennt, wer da sitzt oder hockt, aber dann freut er sich, unterbricht sein Spielen, schleckt mir im Vorbeilaufen über die Nase. Ich ließ ihn meist unangeleint, denn trotz seiner respektablen Größe war er ein lieber Kerl. Sein Lieblingsplatz war die Sitzecke. Er lag dann unter dem niedrigen Tisch, stupste mit seiner Nase einen Tennisball zu mir herüber, ich kickte ihn zu ihm zurück, er gab ihm einen neuen Nasenschubs… so ging das Spiel hin und her. Ich gewöhnte mich daran, den sabberigen Ball in die Hand zu nehmen und bemerkte erstaunt, dass manche von den Kunden – Paul spielte sie sogleich an, wenn sie die Türschwelle überschritten – ebensowenig fies davor waren.
Zuweilen wedelte Paul ein Buch um, aber nur eines kam dabei wirklich zu Schaden – nie werde ich seinen Titel vergessen: Der wunderbare Hund, ein Schelmenroman.
In der Mittagspause nahm ich ihn manchmal mit zu KODI. Er zog mich zur Hundeabteilung.

4 Kommentare zu „Tiere in der Buchhandlung“

  1. „… an eine Buchhandlung” eher. Aber ich bin weder Archivar noch Systematiker, so wird es bei kleinen Bruchstücken bleiben. Ist auch okay, Ganzheit langweilt (mich).

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