Nachmittags mit H. im Caffézinho. Sie kam auf ihrem gelben Pfeil, büschen zu spät (spaßeshalber tippte ich auf mein Handgelenk), aber ich war selbst erst kurz vorher eingetroffen und stand neben der bemützten großblauäugigen Christiane an der Heizung, um mich aufzuwärmen. Christiane schnellte hin und wieder zum Laptop, um eine neue Musik zu starten. Als H. ihr Fahrrad abgeschlossen hatte und sich in Richtung Eingang bewegte, war sie gerade neben einem tanzenden kleinen Mädchen im Durchgang zum Tresen und warf mit Buster Keaton-Miene beinkreiselnd die Arme in die Höhe.
Die „Complete Communion”-CD hatte H. vergessen, muss ich wohl selbst mal nach Köln fahren. Sie erzählte von Filmen, die sie gesehen hatte, eine Dokumentation über Balkanmusik und einen Film mit DJ Kalkbrenner, bei dem sie zweifelte, ob er mir gefiele. Das Kino kannte ich: die „Filmpalette” in der Lübecker Straße (Lübecker Straße?), neben dem Café Schmitz jedenfalls, ziemlich nah bei Saturn und Eigelstein, so ein Schuhkarton/größeres Wohnzimmer.
Wir bestellten Tee, P. servierte mir meinen zusammen mit einem Wecker, der rückwärts zählte und nach drei Minuten piepte, den Ausknopf kannte ich schon vom letzten Mal.
Eine junge Frau kam herein und ging gleich zur Sitzecke, wo die Ryan Air-Leute saßen. H. guckte, sagte dann: „Meiner Herrn, wat fürn Feger!”
Ich brachte die Sprache auf den Haneke-Film, aber H. ging nicht so richtig darauf ein. Ich fragte Christiane, die bei uns saß, ob sie, wenn, vielleicht mitkommen wolle. Sie machte ihre Augen einmal zu und einmal auf, sagte „Haneke”, als wäre ein bitterer Geschmack in ihrem Mund, verzog die Lippen und sagte dann noch etwas Abschließendes.
H. und Christiane tauschten sich kurz über ihren neuen Nachbarn aus, wägten die Zweckmäßigkeit von Plastikbalkonblumen ab, H. sagte drei- oder viermal, in großen Abständen: „Ich muss aufräumen.”
Ich muss auch immer aufräumen …
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H. teilt mit: „CD habe ich nicht vergessen, sondern verdrängt.”
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